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Mittwoch:
Jeremia 9,22-23
Das allein Rühmenswerte im Leben eines Menschen ist seine Hoffnung. Wahre Hoffnung ist nicht
irgendeine Hoffnung, sondern das, was Jeremia hier beschreibt. Erstens ist Gott das Ziel
dieser Hoffnung. Zweitens nicht irgendein Gott oder die Eigenschaft oder ein bestimmtes
Handeln irgendeines Gottes, sondern der durch und durch barmherzige und gerechte Gott,
dessen barmherziges und gerechtes Wesen sich auf dieser Erde, unter dieser Menschheit,
erkennbar auswirkt. Sich auf diesen Gott auszurichten und auf nichts sonst, ihn
allein kennen und kennenlernen zu wollen, ist wahre Lebensklugheit.
Die Barmherzigkeit ist das Wesen dieses allein glaubwürdigen Gottes, die
Gerechtigkeit steht in ihrem Dienst. Gott ist gerecht, weil er barmherzig
ist, um der Barmherzigkeit willen. Barmherzigkeit ist das Wegnehmen von Not.
Gerechtigkeit ist der Weg dorthin, nicht nur im Sinne des Recht-Schaffens,
sondern auch im Sinne des Zurechtbringens. Gerechtigkeit setzt dem Bösen
die Grenze und ordnet die Verhältnisse der Menschen, die aus dem Gleichgewicht
gekommen sind, so, dass ihre Not behoben ist.
Die Hoffnung auf Barmherzigkeit und Gerechtigkeit ist klug in sich, auch ohne
Kenntnis des barmherzigen und gerechten Gottes. Aber mit ihr ist sie klüger.
Im Erfassen der göttlichen Garantie der Erfüllung dieser Hoffnung liegt mehr
Kraft als im eigenen Entschluss und im vagen Glauben an die Menschlichkeit
der Menschen. Und indem wir das Ideal unserer Hoffnung in Gott suchen, also
jenseits unserer eigenen Möglichkeiten, Vorstellungen und Sichtweisen,
bleibt es frei von unseren ideologischen Entstellungen.
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