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„Trahere ad me ipsum“ steht in der lateinischen Bibel für „alle zu mir ziehen“. Das
Substantiv zu „trahere ad“ heißt Attractio. Das, was zu ihm zieht, ist seine Attraktion.
Diese Attraktion kommt durch das Wirken des göttlichen Ermutigers, des Heiligen Geistes,
zustande. Der Geist wirkt, indem er bewegt.
„Alle“ sind alle. Die Attraktion Jesu durch seinen Geist setzt sich in der ganzen
Welt durch. Mission ist nichts anderes als die Ausbreitung dieser Attraktion. Sie
hat nichts zu tun mit dem Anspruch, aller Welt die einzig „richtige“ Religion
aufzudrücken. Das Christentum ist nicht die „richtige“ Form der Gottesvorstellung
und Gottesverehrung, die man zu bejahen hat, um akzeptabel zu sein, sondern es
ist die große Bewegung der Ermutigung zu Vertrauen, Hoffnung und Liebe, die in
der Bibel „Reich Gottes“ genannt wird. Darin, dass Menschen in dieser Trias leben,
liegt die Attraktion des Christentums. Darum sagt Paulus: „Nun aber bleiben Glaube,
Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen“
(1Kor 13,13).
Das Christentum ist auch alles andere als die Gemeinschaft der Menschen, die
Glaube, Hoffnung und Liebe verkörpern. Christen sind keine Gutmenschen, die
den andern vormachen, was Liebe ist. Sie sind nicht im Besitz der Liebe,
sondern sie sind von der Liebe angezogen. Vertrauend und hoffend sind
sie auf das ausgerichtet, was sie nicht sehen und woran sie dennoch
keinen Zweifel haben. Was sie kennzeichnet, ist ihre Sehnsucht, nicht
ihr Besitz.
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