Ewigkeitssonntag
Leitmotiv: Das ewige Zuhause
Wochenspruch: „Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen.“ Lukas 12,35



Inhaltliche Zusammenfassung

Die Dynamik des Unterwegsseins auf unserem Weg in das ewige Zuhause ist das gleichmäßige Pulsieren unseres Herzens. Es gewinnt seine Wirkkraft, indem es sie nicht erzeugt, sondern empfängt. Das aus dem Griechischen kommende Fremdwort für „Wirkkraft“ heißt „Energie“. Wenn wir mit Energie ein Projekt bestreiten, kommt es entscheidend darauf an, ob wir die Kraft dazu selbst empfangen oder ob wir sie selbst erzeugen. Die selbst erzeugte Kraft kommt bald an ihre Grenzen, dann brennen wir aus. Die empfangene Kraft kommt aus der Kontemplation (Wochenspruch Lk 12,35).

Die Energie des Herzens bemächtigt sich unser nicht ohne unsere willentliche Zustimmung. Das achtsame Warten und Hoffen auf die Freude der Erfüllung ist das Öl unserer Erwartung, das der Docht des empfangenden Glaubens benötigt, um auch dann noch brennen zu können, wenn die enttäuschenden Erfahrungen überhand genommen haben. Es ist das Öl der Geduld. Beides, Öl und Docht, erzeugen wir nicht selbst, beides empfangen wir. Aber wir empfangen es nicht ohne unsere immer neue Willensentscheidung zu uneingeschränkter Geduld (Evangelium Mt 25,1-13).

Das ewige Zuhause ist etwas anderes als die Fortsetzung der irdischen Existenz unter anderen Bedingungen. Es ist völlig neu und ganz anders. Alles, was hier das Leben bedroht und uns in existenzielle Angst versetzt, ist dort nicht mehr vorhanden. Wie das sein wird, können wir uns nicht vorstellen, aber wir können etwas davon erahnen, wenn wir den Unterschied in den Belastungen und Bedrückungen des Diesseits verorten. Himmel ist, wenn das alles nicht mehr ist (Off 21,1-7).

Unsere Vorbereitung auf das ewige Zuhause ist verantwortliche Achtsamkeit im Miteinander. Das bedeutet, von den Bedürfnissen des Andern ausgehend zu entscheiden und ihm darin gerecht zu werden: Ihm zur rechten Zeit zu geben, was er braucht. Je mehr Macht wir haben, desto größer ist unsere Verantwortung dafür (Lk 12,42-48). Es lässt sich noch weiter fassen: Unsere Vorbereitung auf das ewige Zuhause ist das ungeteilte, hingebungsvolle Bemühen, unsere diesseitige Vorstellung davon hier im Diesseits auch zu verwirklichen. Der Himmel ist nicht Vertröstung, sondern Ideal. Die himmlische Vollendung ist der Fluchtpunkt jenseits des Horizonts, auf den wir uns zubewegen, wenn wir entschlossen daran arbeiten, selbst menschliche Menschen zu werden und andere zur Humanität zu bewegen (Jes 65,17-25).

Die Ewigkeit entzieht sich völlig dem menschlichen Zugriff. Sie ist das Umfassende unseres Daseins, das uns in jedem Augenblick gleich nah ist und von einem Augenblick auf den andern alles verändern kann. Bildlich gesprochen ist die unsichtbare Membran zwischen Diesseits und Jenseits dünner als alles Vorstellbare. Jederzeit kann sie sich öffnen und das Diesseitige im Jenseits verschwinden lassen. Wir sagen „Tod“ dazu und fürchten uns davor. Wahres Gottvertrauen überwindet die Furcht und wandelt den Schrecken des Endes zum Übergang aus Angst und Bedrückung in die vollkommene Freiheit und den grenzenlosen Frieden des ewigen Zuhauses (Mk 13,31-37).

Klare Vorstellungen von den apokalyptischen Ereignissen am Ende der Zeit sind Traditionsgut des christlichen Glaubens fast von Beginn an. Zu diesen klaren Vorstellungen gehörte stets auch die Sichtweise, dass diese Vorgänge nicht nur die letzte schwere Prüfung der Gläubigen beinhalten, sondern auch die Vernichtung der Ungläubigen. Glaube wird dabei grundsätzlich als Rechtgläubigkeit definiert: Wer den richtigen Glauben hat, wird gerettet, wer den falschen hat, kommt in die Hölle. Das macht Angst und nötigt dazu, sich aus Angst und nicht aus Liebe und Dankbarkeit zum „richtigen“ Glauben zu bekehren. Es ist schwierig, das mit dem Evangelium in Übereinstimmung zu bringen (2Pt 3,3-18).

Vorschläge zur Vertiefung
  • Meditieren Sie Worte und Vorstellungen wie „Zuhause“ und „Heimat“. Wie sieht in dieser Hinsicht Ihre größte Sehnsucht aus?
  • Wenn Sie diese Sehnsucht vom Himmel auf die Erde lenken: Welche Ziele werden dann daraus?
  • Was bedeutet es für Sie persönlich, entschlossen auf diese Ziele zuzugehen? Welche Ängste und Einwände gilt es dabei zu überwinden?



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 01.11.2020