Vorletzter Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Das letzte Gericht
Wochenspruch: „Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.“ 2. Korinther 5,10




Predigt
zum Text
Mittwoch: Offenbarung 2,8-11

Unter den Augen des auferstandenen, lebendigen Christus erfährt diese Gemeinde schweres Leid, schlimmste Anfeindungen bis hin zum Martyrium. Der Teufel selbst lässt sich an diesen Christen aus und der Christus lässt es zu. Es ist kein Missgeschick, sondern Teil des göttlichen Plans. Als solcher ist dieses Leid auch begrenzt: ein dunkles Tal mit einem Ausgang. Für manche dieser Christen wird der Ausgang aber die Tür des Todes sein.

Diese Christen werden ermutigt, ihren armen und leidvollen Zustand als Reichtum zu deuten. Ihre Armut ist nur äußerlich. Die leidvollen Umstände sind offenbar die notwendigen Rahmenbedingungen dafür, dass ihr Glaube echt und stark wird und die Kraft der Liebe sich unter ihnen in besonderer Weise verdichtet. Das äußere Wachstum bleibt aus, sie sind alles andere als ein Vorzeigemodell für erfolgreichen Gemeindebau. Aber das innere Wachstum vollzieht sich mit außergewöhlicher Intensität und Nachhaltigkeit.

Dies scheint nicht ohne das Extrem der Hiobserfahrung zu gelingen. Keine Läuterungshitze ist so stark wie diese: Gnadenlos schlimmsten Übeln ausgesetzt zu sein, unentwegt Gottes Hilfe zu erflehen, immer neu alles Vertrauen auf ihn zu setzen, und doch nur immer neue brutale Schläge zu erleben, als gäbe es Gott nicht oder, schlimmer noch, als sei er selbst der Peiniger und die Rede von seiner Barmherzigkeit ein einziger Hohn. Das Bewusstsein, ohne Sinn zu leiden, ausgeliefert zu sein, zerstört zu werden durch chronische Überforderung, Gott verzweifelt um Hilfe anzurufen und doch nur abgewiesen zu werden, ist das schlimmste Feuer der Anfechtung, das alles Eigene am Glauben völlig ausbrennt, so dass nur noch in uns übrig bleibt, was Gott selbst hineingegeben hat. Und allein diese Gotteskraft in uns lässt überwinden. Allein sie bringt das Kamel durchs Nadelöhr.

Nur darin liegt die Treue bis zum Tod und nur dieses macht letztendlich den Unterschied zwischen ewigem Leben und ewigem Tod. Das ist die jenseitige Scheidung, die uns nur angedeutet werden kann, uns darüber hinaus aber vollkommen verborgen bleiben muss, die unvorstellbare Vorstellung nämlich, dass es Menschen gibt, in die Gott das Senfkorn des Glaubens nicht hineingepflanzt hat, aus dem allein das ewige Leben wird.



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