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Donnerstag:
Johannes 15,9-17
Wenn wir uns gegenseitig lieben, bleiben wir in der Liebe Jesu und sind seine Freunde. Damit
meint Jesus unsere eigenen, bewussten und willentlichen Entscheidungen, die aus unserer
verantwortlichen Beurteilung der jeweiligen Situation hervorgehen. Zu behaupten, wir
könnten das gar nicht „aus uns selbst heraus“, ist Ausrede und Betrug. Wann immer wir
das vorschieben, entziehen wir uns zugleich der eigenen Entscheidung zur Liebe, die
in diesem Augenblick gefragt wäre. Es ist uns gesagt, was Gott von uns fordert. Wir
wissen es. Es ist uns ins Gewissen geschrieben. Das heißt keineswegs, dass es
unmissverständlich auf der Hand liegt. Gerade darum müssen wir ja entscheiden,
weil es immer etwas zu unterscheiden gibt: Nicht das einzig Gute vom einzig
Schlechten, sondern das wahrscheinlich Bessere vom wahrscheinlich Schlechteren.
Diese Maxime ist die Kompassnadel, die uns in die Himmelsrichtung der Liebe weist.
Die Liebe ist das große, aber wahre Ideal. Unsere Alltagsentscheidungen für das
jeweils Bessere sind die sehr bescheidene Annäherung an dieses Ideal, der aber
verheißen ist, dass sie uns wirklich auf das Ziel hin voran bringt.
Darin liegt der kleine, aber so wesentliche Unterschied: Ob wir gedankenlos
entscheiden und aus dem Vorurteil heraus, wir wüssten schon das Rechte, ohne
uns erst besinnen zu müssen, oder ob wir einüben, uns beständig und konkret
am Kompass der Liebe zu orientieren. Auch dann machen wir viele Fehler, weil
wir trotz der Grundorientierung falsche Schlüsse ziehen. Aber wir lernen
dann auch aus diesen Fehlern: Sie müssen uns wie auch alles andere zum
Besten dienen. So wird das Böse überwunden.
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