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Dienstag:
Matthäus 10,34-39
Bei aller Entzweiung, die aus dem Geist Jesu entsteht, geht es um Liebe und Wahrheit. Jeder
Friede ohne Liebe und Wahrheit ist falscher Friede. Sehr viele scheinbar harmonische
Strukturen sind Wölfe im Schafspelz. Das Böse manifestiert sich keineswegs nur in der
Unordnung, sondern mit besonderer Vorliebe in bestens geordneten Verhältnissen.
Nachfolge Christi ist Verpflichtung auf Liebe und Wahrheit. Liebe ohne Wahrheit
ist keine Liebe und Wahrheit ohne Liebe ist keine Wahrheit. Diese beiden Zerrformen
werden aber von sehr vielen Menschen verehrt und gepflegt. Die Reinformen,
Grundlage der jüdisch-christlichen Ethik, werden darum auch von vielen nicht
verstanden und abgelehnt.
Jesus identifiziert sich mit den Reinformen: Ihm nachzufolgen und konsequent in
der Spur von Liebe und Wahrheit zu bleiben, ist demnach ein und dasselbe. Eine
Frömmigkeit, die den Zerrformen von Liebe und Wahrheit huldigt, kann sich nicht
auf diese Aussagen Jesu berufen, wenn sie ihrem Umfeld durch ihr pharisäisches
Verhalten zu Last und Belästigung wird.
Wenn allein schon die Tatsache, ein Christ zu sein, zum Leiden führt, hat
das dieselbe Qualität wie die Diskriminierung jeder anderen Glaubensrichtung,
unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt. Es ist schon böse genug. Wo sich die
Diskriminierung aber am Geist der Liebe und der Wahrheit entzündet, ist die
Identität Jesu selbst betroffen und mit ihr das Wesen Gottes. Darin liegt
das Höchstmaß des Bösen.
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