19. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Ganzheitlich heil werden
Wochenspruch: „Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen.“ Jeremia 17,14




Predigt
zum Text
Mittwoch: Jakobus 5,13-18

Die Wirkungsgeschichte dieses Textes hat eine dominierende Außenseite: Das Ritual und Sakrament der Krankensalbung. Wenn die Innenseite fehlt, ist es ein leeres Ritual. Wenn die Innenseite die Dominanz übernimmt, ist das Ritual nicht mehr allzu wichtig. Aber es kann helfen, weil es einen guten Rahmen bildet für das, worum es hier eigentlich geht.

Dieser Text redet von dem Geheimnis wirkungsvollen Betens. Es findet sich in ungetrübter, dienender Gemeinschaft. „Krank“ ist ein Christ Jakobus zufolge im Unterschied zum allgemein Leidenden, wenn er das Empfinden hat, die Unterstützung seiner Mitchristen dringend zu benötigen, um nicht in der Einsamkeit unterzugehen, indem er den Glauben an den Sinn und die Kraft der christlichen Gemeinschaft völlig verliert. Solange er noch kann, soll er sich nicht in der Opferrolle einrichten, sondern offensiv einfordern, was ihm fehlt: Die mehr und mehr isolierende Außenseiterposition zu verlassen, um als lebendiger Baustein eingefügt zu sein in den lebendigen Organismus der Gemeinde.

Wenn auch die Ältesten „über ihm“ beten sollen, hat es doch nicht von oben herab zu geschehen, sondern als tröstliches Zeichen der schützenden, segnenden, bergenden, heilenden Hand Gottes über ihm. Wenn einer dem andern seine Sünden bekennen soll, dann geschieht das, indem der hierarchische Unterschied zwischen den Ältesten und den Kranken völlig aufgehoben wird, jedes versteckte Machtkalkül verschwindet und wahrhaftigem, ehrlichem, angstfreiem Miteinander Platz macht, in dem es kein Oben und Unten mehr gibt, sondern nur noch ein einziges gemeinsames Ausgerichtetsein auf die Liebe Gottes: das meint „Gebet“. In diesem Klima gewinnt die Liebe auch wirklich Raum und wo immer das stattfindet, erfahren gebeugte Menschen wahre Aufrichtung, Stärkung und Ermutigung. Das lässt heil werden: den Einzelnen und die Gemeinschaft.



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 30.09.2018