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19. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Ganzheitlich heil werden
Wochenspruch: „Heile du mich, Herr, so werde ich heil;
hilf du mir, so ist mir geholfen.“ Jeremia 17,14 |
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Freitag:
Exodus 34,4-10
Gott ist barmherzig und vergibt sehr großzügig, „aber ungestraft lässt er niemand“ und
die Wirkungen der Strafe können sich über mehrere Generationen fortsetzen. „Die Väter
haben saure Trauben gegessen und den Kindern sind davon die Zähne stumpf geworden“,
lautete ein alttestamentliches Sprichwort, dem der Prophet Hesekiel aber entgegensetzt:
Nein, jeder habe nur sein eigenes Tun und Lassen zu fürchten.
Das sind Widersprüche, die sich nur auflösen lassen, wenn wir „Strafe“ nicht im
Sinn von „Vergeltung“ verstehen, sondern im Sinn der natürlichen Auswirkung
schädigenden Verhaltens und des notwendigen pädagogischen Effekts: aus den
Fehlern zu lernen. Dann liegt die Aussage auf derselben Linie wie das Jesajawort
„Er wird das geknickte Rohr nicht zerbrechen und den glimmenden Docht wird er
nicht auslöschen.“ Nicht zu zerbrechen und nicht auszulöschen ist die
Barmherzigkeit, das geknickte Rohr aber auch nicht kurzerhand in ein
stabiles zu verwandeln und den glimmenden Docht nicht zur hellen Flamme,
das ist die „Strafe“. Gottes Barmherzigkeit ist kein „Heile, heile Segen“,
das die Verletzungen der Seele im Vollzug des Vergebens glatt-streicht,
als wären sie nie gewesen, sondern sie ist die reale Chance zum neuen
Anfang unter den Vorbedingungen des Scheiterns. Das geschieht in dieser
Geschichte: Mose und das Volk bekommen diese Chance, unter der schwierigen
Voraussetzung, die durch beider Verhalten entstanden ist. Das ist
unbequem, aber es ist echte Chance: Gott lässt sie nicht übermäßig
unter den Folgen ihres Fehlverhaltens leiden; es gibt wirklich einen
guten Weg für sie, den sie einschlagen können, sie selbst, um es
jetzt besser zu machen.
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