17. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Die Kraft des Glaubens
Wochenspruch: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ 1. Johannes 5,4



Freitag: Epheser 4,1-7

Die Berufung ist kein Amt, das ich auch dann noch einigermaßen ausüben kann, wenn ich mich in vieler Hinsicht seiner unwürdig verhalte, sondern sie erfüllt sich nur, indem ich ihr gerecht werde, nur also in Authentizität, in Wahrhaftigkeit. Analog zu den Worten Jesu in der Bergpredigt sagt auch dieser Text, dass es keine Alternative zur aktiv gelebten Einheit für das christliche Leben gibt. Im Mittelpunkt dieser dominierenden Haltung steht die Toleranz: Einander ertragen. Das Minimum der berufungsgemäßen Einstellung eines Christen besteht darin, die Glaubensidentität des Andern zu achten, auch dort, wo sie uns völlig fremd erscheint und widerstrebt. Das geht nur auf der dogmatischen Grundlage, dass Christsein ein sehr weit zu fassender Begriff ist, der auf die hier genannten Merkmale reduziert werden kann: Jesus Christus als Herrn zu bekennen, an ihn und den Vater zu glauben und getauft zu sein. Da der Inhalt unseres Glaubens letztlich Herzenssache ist, da sich also die Äußerungen über den Glauben sehr von seinem wahren Wesen unterscheiden und missverstanden werden können, bleibt im Zweifelsfall als einzig greifbares Kriterium der Zusammengehörigkeit im Glauben nur die Taufe, jeweils aktualisiert in der Abendmahlsgemeinschaft: Niemand hat ein Recht, den Menschen, die sich unter dem deutlichsten Zeichen der Gemeinschaft mit Jesus Christus zur Gemeinde vereinen, ihre Glaubensidentität abzusprechen, denn das wahre Motiv ihrer Teilnahme kennt nur Gott. Und all das gilt auch für uns selbst, wenn wir am eigenen Glauben zweifeln!

Dieses Minimum kann aber immer nur der Anfang sein, die Startposition für die Aktivität der Gemeinschaftsbildung. Für „einander ertragen“ steht in der lateinischen Bibel „supportare“. Neudeutsch: Einander „Support“ geben. Das Christentum verdient nur seinen Namen, wenn es sich erkennbar durch die praktizierte Haltung gegenseitigen Unterstützens auszeichnet. Die Grundfrage des christlichen Miteinanders über alle noch so großen Unterschiede hinaus lautet: „Wie kann ich dir dienen?“ Diese schlichte Frage ist das einzig legitime Leitmotiv der Berufung.



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