16. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Was ewig bleibt
Wochenspruch: „Jesus Christus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.“ 2. Timotheus 1,10



Mittwoch: Apostelgeschichte 12,1-11

Für unser Verständnis hätte Lukas sich vorsichtiger ausdrücken sollen. So scheint es, als seien „die Juden“ schuld am Leiden „der Christen“ gewesen. Aber auch „die Christen“ waren Juden und „die Juden“ konnten sich nur so benehmen, weil „die Römer“ ihnen die Macht dazu gaben. Zu schaffen macht überdies an diesem Text, dass die Ermordung des Jakobus nur beiläufig erwähnt wird, auf dem Weg zur „eigentlichen“ Geschichte von Petrus. Jakobus war wie Petrus einer der 12 Apostel. Um dem Text gerecht zu werden, sollten wird darüber nicht hinweggehen.

Die Wege Gottes mit den Glaubenden können in wunderbare Rettungen münden können oder eben auch nicht. Haben oder hätten sie für Jakobus weniger gebetet als für Petrus? Wohl kaum - oder besser: hoffentlich nicht. Denn er wird ihnen ja hoffentlich nicht weniger als Petrus bedeutet haben. Somit ist der Text auch falsch verstanden, wenn er als Beweis dafür funktionieren soll, dass man mit Beten „Gottes Arm bewegen“ kann: Je mehr und intensiver das Gebet, desto größer das Wunder. Was wir aber herauslesen können ist, dass Gott Grenzen setzt und dass er diese Grenzsetzungen mit guten Plänen verbindet. Jakobus konnte abtreten, sein Werk war erfüllt. Petrus hat seines noch vor sich. Darum muss er am Leben bleiben. Dagegen kann keine Macht etwas tun.

Und wenn man so will: Selbst der Tod nicht. Die Geschichte ähnelt ja sehr den Auferstehungsberichten. Dort fliegt der Stein von der Tür, hier reißen die Ketten. Petrus ist schon so gut wie tot, was er erlebt, ist darum auch so gut wie eine Totenauferweckung. Und das können wir Lukas nun auch zugute halten, wenn er nicht näher auf Jakobus’ Ermordung eingeht: Jakobus ist durch das Schattentor des Todes bereits ans Ziel gelangt. Petrus steht noch ein längerer Leidensweg bevor.



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 09.10.2019