15. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Die Sorge bewältigen
Wochenspruch: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“ 1. Petrus 5,7




Predigt
zum Text
Freitag: Genesis 2,4-15

Als Menschen sind wir Naturwesen wie die andern auch, mit einer Funktion im Gesamtgefüge der Natur, ihnen allen gleich. Wir sind nicht Herren über die Natur, sondern wir sind ein Teil davon. Darum können wir nur uns selbst und der Natur gut tun, wenn wir natürlich leben, was bedeutet: im Einklang mit der Natur, mit unserer eigenen und mit der uns umgebenden.

Gleichermaßen sind wir Geistwesen. Unsere menschliche Identität entstammt dem Hauch Gottes, der ruach (im Hebräischen weiblich!), seinem Geist. Das ist nicht Gottes Identität in uns, denn durch das Anhauchen im Schöpfungsakt hat sich Gott nicht selbst an den Menschenlehm gebunden, sondern nur eine Verbindung zwischen sich und ihm hergestellt. Es ist unsere ganz eigene Identität, unser Ich, unser eigener Geist. Wir sind nicht Götter, aber durch unsere Geistigkeit sind wir göttlichen Ursprungs und auf Gott bezogen. Darum gesellt sich, damit wir als Menschen unserer Art gerecht leben, zur Notwendigkeit des Einklangs mit der Natur auch die Notwendigkeit des Einklangs mit Gott.

Zeichen dieser Bezogenheit ist der Garten Eden. Gott ist dort dem Menschen gegenwärtig und der Mensch lebt in vollkommenem Einklang mit der Natur. Nichts steht zwischen dem Menschen und Gott, so wie auch nichts steht zwischen Adam und Eva und der Schöpfung, mit der sie umgeben sind.

Der Garten Eden hat keine äußere, wohl aber eine innere Grenze: Die Bäume des Lebens und der Erkenntnis in seiner Mitte. So bestehen auch die Grenzen menschlicher Handlungsfreiheit nicht in äußeren Verboten, sondern sie sind natürlich vorgegeben als der Mittelpunkt unserer eigenen Natur. Wir sind im Höchstmaß gottbezogen und gottähnlich, aber wir sind nicht göttlich. In der Gottähnlichkeit liegt die Versuchung, dass wir uns selbst mit Gott verwechseln. Darum ist die natürliche Bestimmung, zwar in unmittelbarem Bezug zum rein Göttlichen zu stehen, darüber aber in keiner Weise zu verfügen, von vornherein, fast noch als Teil des Schöpfungakts, mit dem bis dahin einzigen Zaun eines expliziten Verbots umgeben: Das Göttliche lasst göttlich sein, vergreift euch nicht daran!



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