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14. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Gott dankbar sein
Wochenspruch: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht,
was er dir Gutes getan hat.“ Psalm 103,2 |
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Montag:
Römer 8,12-17
„Fleisch“ und „Fleischlichkeit“ sind bei Paulus zweierlei Dinge. „Fleisch“ ist unsere
körperlich-seelische Natur, sind wir als Naturwesen. „Fleisch“ ist alles, was wir mit
den hoch entwickelten Tieren gemeinsam haben. Das ist nicht böse, denn es ist Leben.
„Fleischlichkeit“ ist hingegen das „Leben nach dem Fleisch“, dass wir uns nämlich
auch wie Tiere verhalten. Das geht beim Menschen nicht gut, weil er damit das
spezifisch Menschliche opfert. Und dieses spezifisch Menschliche ist der Geist.
Wenn der Geist „die Werke des Fleisches tötet“, dann tötet er nicht das Fleisch
selbst, sondern nur die Verhaltensweisen, die daraus resultieren, dass wir dem
Tierischen die Vorherrschaft über das Menschliche eingeräumt haben. Diese
Vorherrschaft erweist sich immer in irgendeiner Form der Versklavung: Wir
versklaven uns selbst und andere. Wir lassen uns von der Angst beherrschen.
Der Geist hingegen ist unsere innere Freiheit. Wenn wir innerlich frei sind,
versklaven wir uns auch nicht unter ein tyrannisches Gottesbild. Wenn
überhaupt ein Gottglaube für uns in Frage kommt, dann ist es ein sehr
vertrauensvolles Liebesverhältnis in Freiheit. Gotteskindschaft ist
Freiheit. Das „Treiben“ des göttlichen Geistes steht in genauem Gegensatz
zum versklavenden „Stecken des Treibers“ (Jes 9). Es ist immer eine
Ermutigung zur Freiheit. Indem wir selbst - das ist „unser Geist“ -
uns willentlich darauf einlassen, dass die Vertrauensbeziehung zu
Gott nichts als Freiheit ist, die in immer neue Freiheit führt,
bestätigt sich uns überzeugend die Wahrheit dieses Glaubens.
Notwendigerweise regen sich dann aber auch die Geister der Versklavung:
So haben wir Anteil am Leiden Christi. Das erfahren wir aber nicht als
Vereinzelte, sondern als Mitglieder der großen, von Gott selbst
angestoßenen Freiheitsbewegung unter den Menschen. Und als solche
haben wir nicht nur Anteil am Leiden, sondern, alles Leiden überrragend,
erst recht auch Anteil am Sieg. Es ist der Sieg der Menschlichkeit, Sieg
der Freiheit, Sieg der Liebe. Was bleibt, sind Glaube, Hoffnung, Liebe.
Die Hoffnung ist die Folge dieses Vertrauens und die bewegende Kraft
auf das Ziel zu. Das Ziel ist die Liebe.
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