11. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Pharisäismus und Gnade
Wochenspruch: „Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“ 1. Petrus 5,5




Predigt
zum Text
Samstag: Wochenspruch

Das bedeutet, dass die Demut der Schlüssel zur Gnade ist und dass alle reale Erfahrung, dass Gott „nein“ zu unseren Absichten sagt und dem Verhalten, das daraus wird, am Hochmut liegt. So kann auch Jesu Zusage verstanden werden, dass wir bitten können, was wir wollen, und es uns gegeben wird, wenn wir in ihm bleiben und seine Worte in uns bleiben (Joh 15,7): Was aus Demut gebeten ist, geht nie gegen den Willen Gottes.

Die Gnade besteht darin, dass wir frei von der Versklavung durch die Sorge werden und erleben, dass Gott für uns sorgt, „zu seiner Zeit“ (1Pt 5,6f). „Zu seiner Zeit“ bedeutet: Zu meiner Zeit und auf meine Weise nur dann, wenn es auch seine Zeit und Weise ist. Sein Wille ist seine Absicht, sein Plan, sein Ziel. Seine Ziele sind höher als meine Vernunft und meinen Zielen immer übergeordnet. Darum beten wir im Vaterunser nicht „mein Wille geschehe“, sondern „dein Wille geschehe“. Das sollten wir ernst nehmen. Wir können Gott nicht vorschreiben, was sein Wille zu sein hat. Sein Wille kann immer darin bestehen, dass wir Leidenswege zu gehen haben.

Ich kann nicht für mich selbst feststellen, dass ich demütig bin. Die Einbildung, ein beachtlich demütiger Mensch zu sein, ist vielmehr kennzeichnend für den Pharisäismus. Aber von uns ist der eigene Beitrag in Richtung auf die Demut hin gefordert - Wegbereitung der Demut. Er besteht in der entschlossenen Akzeptanz der Wege Gottes mit uns. Alles, was uns widerfährt, kann für uns, da Gott es zugelassen hat, nur gut sein; alles muss uns zum Besten dienen. Tapfer so zu antworten ist nicht die Demut selbst, aber die Entscheidung dafür, um sie zu kämpfen, auch wenn die verletzte Seele in uns dagegen toben möchte. Demut ist der Mut, alles, was uns widerfährt, in kompromissloser Konsequenz als Gottes sinnvolles Wirken an uns, durch uns, mit uns zu deuten. Demut ist die wahre innere Freiheit der unbedingten Lebensbejahung.


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