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11. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Pharisäismus und Gnade
Wochenspruch: „Gott widersteht den Hochmütigen,
aber den Demütigen gibt er Gnade.“ 1. Petrus 5,5 |
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Freitag:
2. Samuel 12,1-15a
Gott widersteht dem Machtmissbrauch. Selbst David, der doch einen eher sensiblen Eindruck macht,
nicht nur Feldherr, sondern auch Künstler, authentisch in seiner Gottesbeziehung - anders als
sein Vorgänger Saul -, ehrlich in der Wahrnehmung seiner Gefühle, und selbst einst ein
Verachteter, selbst dieser David wird ganz schnell eingelullt von dem Klima der High
Society, das so begehrenswert, so prickelnd erfrischend erscheint, aber in Wirklichkeit
ist das der kalte, gnadenlose Geist der Unmenschlichkeit, der Geist des Geizes und der
Raffsucht. Das ist der Geist, der selbst mordet und raubt, wenn sich ihm die Gelegenheit
bietet, aber noch lieber morden lässt, um sich das Mordgut anzueignen. Das ist der Geist,
dessen Lieblingsrolle die des Unschuldsengels ist: das schmutzige Geschäft überlässt er
mit Vorliebe andern, um sich selbst und seiner unterwürfigen Verehrerschaft den Wahn
der Makellosigkeit zu erhalten. Ein Geist der Blindheit. Wer von ihm ergriffen ist,
kann Appelle an Menschlichkeit und Gerechtigkeit nicht verstehen, er fühlt sich nur
gekränkt dadurch. Einzig ein Pfeil, der das Schwarze seines Gewissens trifft,
kann ihn zur Einsicht bringen. Darin liegt das Prophetische an Natans Rede:
Dass sie dieser Pfeil ist und dass er trifft.
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