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10. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Die Kirche und Israel
Wochenspruch: „Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist,
dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat.“ Psalm 33,12 |
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Freitag:
2. Könige 25,8-12
Ein knapper, sachlicher Bericht über das definitive Ende des jüdischen Staates. Er verliert
nicht nur seine Souveränität, er verliert seine Existenz. Er ist ausgelöscht. Darin bestand
die Expansionspolitik dieser mesopotamischen Großkönige: Nicht nur abhängig machen, sondern
auslöschen. Alles, was Macht hat in einem Volk, deportieren, und dafür andere Unterworfene
importieren. Was sie übrig lassen, dient nur der Kultivierung des Bodens. Das alles im
Namen der großen Götter Babylons. Es ist die vollständige Niederlage nicht nur der
jüdischen Politik, sondern auch des jüdischen Glaubens. Ihr einer Gott, der sie erwählt
hat, der sich früher in großen Machttaten offenbarte, hat der babylonischen Militärwalze
nichts entgegenzusetzen. Demütigender geht es nicht. Das Böse triumphiert restlos und
gnadenlos: Totaler Krieg, totaler Sieg. Und das nach so vielem aufopferungsvollem
Widerstand. Jetzt müssen sie den Schluss ziehen, dass es vernünftiger gewesen wäre,
sich den Babyloniern gleich zu ergeben.
In den unendlich Gedemütigen, schwerst Traumatisierten, völlig entmachteten Verlierern,
in den versklavten Entfremdeten und in den armseligen Zurückgebliebenen, glüht der
glimmende Docht des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung weiter. In ihm die Kraft
der Auferstehung.
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