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Montag:
Apostelgeschichte 2,41-47
Wenn es um die 3.000 sind an einem Tag, dann kann das drei Gründe haben: Entweder haben das
Pfingstereignis und die Predigt des Petrus diese Menschen so aufgewühlt, dass sie sich von
einem Moment auf den andern zu einem ganz neuen religiösen Weg entschieden, oder es brach
jetzt etwas hervor, das allmählich herangereift war, oder es handelt sich um eine Mischung
von beidem. Wahrscheinlich ist Letzteres. Aber den Kern der Gemeinde, derer also, die nun
auch wirklich miteinander leben, bildet sicher nur ein Teil davon, und bei diesem Teil
ist der neue Glaube herangereift. Sonst wäre diese radikale Veränderung des Lebensstils
wenig realistisch.
Dennoch: Die Geschichte besitzt wohl auch eine starke Parallele zur Brotvermehrung,
dem Text von gestern. Das Entscheidende am Pfingstereignis ist das authentische
Erlebnis angstfreier Gemeinschaft, in der sich Grenzen auflösen, die bis dato als
unüberwindlich galten. Solche Gemeinschaft zu erfahren ist unser tiefstes Bedürfnis.
Man könnte sagen, dass Pfingsten eine sehr starke Welle kollektiven Urvertrauens war;
eine Welle, die sich als Quelle offenbarte, denn aus dieser wahrhaftigen
Liebesgemeinschaft entspringt die Kirche selbst und ihr ständiger innerer
Erneuerungsfluss, das ständig wieder neue Überwinden der Grenzen des Misstrauens,
das ständig wieder neue Aufbrechen der Erstarrungen.
Das leben sie spontan, weil sie verstanden haben, worum es Jesus ging: Seine Predigt
wirkt nach und weiter. Darin unterweist sie die Apostellehre. Daraus entstehen die
frühen Formen ihrer Organisation. Und daran schließen sich dann auch sehr bald die
ersten massiven Probleme des Widerstands und des Missbrauchs der Macht an. Der
Kreuzweg ihres Meisters setzt sich in der Kirche fort. Aber er ist und bleibt
zugleich der Siegeszug der Liebe.
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