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Samstag: Wochenspruch
„Gesetz Christi“ bedeutet „Grundprinzip des christlichen Lebens“. Wie viel Last des andern
wir tragen können, hängt von unserer Tragfähigkeit ab. Wir wachsen aber auch unter der Last.
Unter Lasten zu wachsen ist das Prinzip jedes Trainings. Auch hartes Training, das an die
Grenzen der Kraft geht, schadet nicht, sofern es nicht über sie hinaus geht. Die
Tragfähigkeit wird größer dadurch. Darum darf auch die Last des andern eine Zumutung
für mich sein. Sie darf sehr viel Geduld erfordern. Wir brauchen diese Geduld, um
wachsen zu können, als Tragende und als Getragene. In den Krisenzeiten, die wir für
unser Wachstum benötigen, sind wir manchmal nur noch schwer erträglich für unsere
Mitmenschen. Dann brauchen wir ihre Geduld, so wie sie unsere brauchen.
Wenn uns aber die Last des andern zur Überlastung wird, dann liegt es daran, dass
wir es dem andern erlauben, es sich auf unsere Kosten bequem zu machen. Wir
lassen uns als Lastenträger missbrauchen. Sinnvoll ist das Tragen der Last
des andern nur unter zwei Voraussetzungen: Entweder kann der andere seine
Last wirklich nicht selbst tragen oder er mutet mir nur das zu, was meine
eigene Tragfähigkeit nicht übersteigt; er nimmt mich in Anspruch, aber er
nimmt zugleich auch Rücksicht auf mich. Die erste Weise des Lastentragens
braucht ein Mensch, der nicht für sich selbst sorgen kann, jedenfalls nicht
in dem Bereich, der mir eine Zumutung ist; die zweite Weise braucht ein
Mensch, der das sehr wohl kann, der aber auch auf meine Unterstützung
angewiesen ist oder dem sie zumindest gut tut.
Gewiss, die Übergänge sind fließend. Besonders deutlich wird das in der Erziehung,
am deutlichsten in der Pubertät. Sie ist reine Übergangszeit zwischen dem
Noch-nicht-Mündigsein und dem Schon-Mündigsein.
Verantwortliches Lastentragen fragt stets nach der gesunden Balance: Worin
bist du mündig und worin nicht? Wer mündig ist, soll seinen eigenen Mund
aufmachen, um mit mir zu besprechen, was er von mir braucht. Ich darf Rücksicht
von ihm erwarten. Noch nicht oder nicht mehr mündig zu sein bedeutet, dazu noch
nicht oder nicht mehr in der Lage zu sein. Wer noch nicht oder nicht mehr für
sich selbst sprechen kann, braucht den mündigen Andern als Für-Sprecher und
Für-Sorger.
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