3. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Gott nimmt uns an
Wochenspruch: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Lukas 19,10



Predigt
zum Text
Sonntag: Lukas 15,1-10 Evangelium

Skandalös für den Pharisäismus ist, dass Jesus die Sünder als Sünder annimmt. Bei ihm ist die Akzeptanz Voraussetzung der Umkehr, bei den Pharisäern ist die Umkehr Voraussetzung der Akzeptanz. Die pharisäische Akzeptanz ist an Bedingungen geknüpft, seine Akzeptanz hingegen ist bedingungslos. Das verlorene Schaf ist als Verlorenes geliebt, der verlorene Sohn muss nicht erst wieder zum Sohn werden, wenn das überhaupt noch möglich ist. Das befürchtet er selbst und das fordert sein pharisäischer Bruder, aber sie täuschen sich beide. Die Beichte des verlorenen Sohns ist ein Annäherungsritual mit dem Ziel der Besänftigung des Vaters, dem er sich selbst entfremdet hat und von dem er darum annimmt, er habe ihn verstoßen. Aber diese Seite der Verlorenheit, nämlich Verstoßung und Verdammung, entsteht nur in der Fantasie des Entfremdeten als Wirkung seines Misstrauens. Dieses Misstrauen ist gleichermaßen das Problem des „verlorenen“ wie auch des „gerechten“ Sohnes. Es ist unbegründet. Die Liebe des Vaters zu ihnen beiden ist rein und ungetrübt; er denkt nur Gutes über sie, hält sie in höchsten Ehren und bemüht sich beständig, ihr Vertrauen zu gewinnen.

Diese Texte in Lukas 15 verdeutlichen sehr eindrucksvoll die Theologie Jesu: Unser Problemverhalten, das aus dem Misstrauen hervorgeht, macht Gott uns nicht zum Vorwurf, sondern er trennt es von uns selbst: Wir sind nicht das Problem, sondern wir haben ein Problem. Gott dramatisiert unser Misstrauensproblem nicht, nur wir selbst machen ein Drama daraus, weil wir selbst zwischen „Gerechten“ und „Sündern“ unterscheiden, in der falschen Meinung, nur akzeptabel zu sein, wenn wir die Gemeinschaft der Sünder verlassen hätten. Gott hingegen nimmt uns so an, wie wir sind. Würden wir uns selbst und uns gegenseitig auch so annehmen, so hätte das „Sündersein“ gar nichts Anrüchiges mehr. Wenn es von bedingungsloser Akzeptanz umfasst ist, wird es auch von ihr durchdrungen. Das ist wirkliche Erlösung, nämlich die Erlaubnis und Bestätigung, einfach Mensch sein zu dürfen. Unser Fehlverhalten ist dann einfach nur erbarmungswürdig. Gott hilft uns und wir helfen einander, indem wir uns gegenseitig aufhelfen und ermutigen und das Bejammern unseres ach so sündigen Zustands unterlassen. So kehrt Freude ein.



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 16.06.2018