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3. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Gott nimmt uns an
Wochenspruch: „Der Menschensohn ist gekommen,
zu suchen und selig zu machen,
was verloren ist.“ Lukas 19,10 |
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Montag:
1. Timotheus 1,12-20
Wer das gute Gewissen von sich stößt, erleidet Schiffbruch am Glauben. Wer dadurch, dass er
das gute Gewissen von sich gestoßen hat, Schiffbruch am Glauben erlitten hat, verliert
die Selbstbeherrschung und lästert. Was es bedeutet, solche Menschen um der Erziehung
willen (das meint hier „Zucht“) dem Satan zu übergeben, wird wohl kaum genau zu klären
sein. Wenn wirklich Paulus das schreibt, ist irgend ein magisches Ritual dieser Art
schwer vorstellbar. Aber es hat etwas mit klarer und konsequenter Abgrenzung zu tun.
Wer „das gute Gewissen von sich stößt“, der macht das gespaltene Gewissen zum Programm.
Das gute Gewissen ist die Selbstkongruenz: Stimmigkeit, Wahrhaftigkeit. Es stimmt
nicht mehr, was die Genannten von sich geben. Sie ersetzen das Vertrauen durch
Unstimmigkeiten. Sie beugen sich der Lüge. Sie vertreten eine glaubenslose,
weil vertrauenslose Theologie. Wahrscheinlich ist diese „Satansübergabe“ der
Gemeindeausschluss, verbunden damit, dass dies öffentlich gemacht wurde.
Sonst würden die beiden hier nicht mit Namen genannt.
Es geht nicht darum, dass Paulus sich für den Besseren hält, sondern dass sie sich
für die Besseren halten. Wer das gute Gewissen von sich stößt, meint, es besser zu
wissen als einer, der das gute Gewissen bewahrt. Er meint, ihm seien die Augen nun
endlich aufgegangen. Aber er ist erblindet. Paulus unterscheidet diese Blindheit
von der Blindheit, mit der er selbst geschlagen war. Es war die Blindheit der
Unwissenheit. Dies hier ist aber eine Blindheit des angemaßten Wissens. Paulus
war ein Fanatiker, der vor nichts zurückschreckte. Er brauchte sehr starken
Widerstand, bis ihm die Augen aufgingen. Aber die „Geduld Jesu Christi“ kam
bei ihm zum Ziel. Sie konnte zum Ziel kommen, weil er nur fehlgeleitet war.
Ihm fehlten wesentliche Informationen. Als er aber lernte, was er noch nicht
gewusst hatte, bekannte er sich mit ganzem Herzen dazu und verwarf seinen
bisherigen Irrglauben; er bereute ihn zutiefst. Diese Blindheit hier hat
aber nichts zu lernen, weil sie meint, alles zu wissen. Es ist die Blindheit,
die sich immer nur selbst rechtfertigt und andere beschuldigt. Es ist nicht
Blindheit aus Unwissenheit, sondern Blindheit aus Bosheit.
Allerdings sind das nicht zwei grundverschiedene Kategorien, sondern nur
unterschiedliche Grade der Verfestigung. Die Blindheit der Unwissenheit ist noch
wenig verfestigt, die Blindheit der Bosheit hingegen sehr. Die Bibel nennt das
auch „Verstockung“. Aber auch da hört die Geduld des Christus nicht auf. Nur
sind die Erziehungsmaßnahmen zu ihrer Überwindung noch härter. Die Hoffnung
bleibt aber, dass auch die borniertesten Besserwisser dazulernen und sich ändern
können.
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