3. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Gott nimmt uns an
Wochenspruch: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Lukas 19,10

Donnerstag: Lukas 19,1-10

Wenn Jesus sagt: „Auch er ist Abrahams Sohn“, bedeutet das völlige Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung. Das ist skandalös für die „Söhne Abrahams“, die sich für etwas Besseres halten. Sie kommen sich sehr weitherzig vor, wenn sie „so einem“ auch gnädig erlauben, dabei sein zu dürfen. Sie selbst sind ja nicht „so einer“, denken sie. Der ältere Sohn hätte den jüngeren ja schon auch wieder aufgenommen, aber unter Bedingungen und nicht ohne ihm das Etikett anzuheften, ein Verlorener zu sein, der sich auf dem Weg der Besserung befindet. Etwas vom Makel muss bleiben. Unter Christen wird der Nachweis und Vorweis des Makels häufig ritualisiert. Der Makel ist die Pointe vieler Bekehrungszeugnisse. Makellosigkeit gilt als die Norm. Der Vergleich mit der Makellosigkeit beschämt den, der nicht ohne Makel ist. Es gibt zwei Grundformen solcher Bekehrungszeugnisse: Die einen sind durch die Selbstbeschämung der Zeugen geprägt: Schaut, was für ein schlechter Mensch ich eigentlich bin. Aber schaut auch, wie Gott mich vom Makel befreit hat. Damit wird die Selbstbeschämung durch Beschämung derer, die das nicht so bezeugen können, übertrumpft. Die zweite Grundform lässt die Selbstbeschämung aus und beschämt nur die andern: Schaut mal, wie demütig, gottergeben und gläubig ich bin. Und schaut, wie Gott mich dafür segnet.

Dergleichen bewegt den Pulk der Wichtigtuer, die als mehr oder weniger Berufene mit Jesus ziehen. Sie weisen solche wie Zachäus ab. In einigen von ihnen reift die Überzeugung, dass dieser Jesus doch nicht der Messias sein kann. Mehr und mehr stellen sie sich gegen ihn. Irgendwann haben sie ihr Urteil gefällt und suchen fortan nach Beweisen dafür. Unmöglich kann so einer der Messias sein. Ein Teufel ist er oder ein gefährlicher Verrückter. Andere, allen voran seine berufenen Jünger, verstehen ihn nur einfach nicht und schütteln den Kopf. Manche von ihnen sind sehr nah daran, auch wie die vielen andern über ihm den Stab zu brechen. Einer, Judas, tut es wirklich. Ein Mob zieht mit Jesus und hüllt ihn ein, und in der Tat, sie mobben ihn.

Jesus ist völlig anders und lässt sich überhaupt nicht von ihnen beeinflussen. Er sieht Zachäus, er sieht ihn an und er sieht, wonach er sich sehnt und was er braucht. Ihm geht das Herz auf für Zachäus. Er findet einen Bruder. Auch er, Jesus, ist Abrahams Sohn.

Akzeptanz ist die notwendige Voraussetzung der Lebensveränderung zum Guten. Dies hier ist eine von den Geschichten der bedingungslosen Akzeptanz Jesu. Zachäus reagiert gesund auf die erfahrene Akzeptanz: Er nimmt auch sich selbst an. Er schöpft Hoffnung und Mut. Er überwindet die Isolation. Er ändert sein Leben, weil er glaubt, dass er sich ändern kann und dass es sich lohnt.



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