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Samstag: Wochenspruch
Wenn wir doch nicht erquickt werden, obwohl wir diesen Spruch schön finden, liegt es dann daran,
dass wir nicht wirklich zu ihm kommen? Wenn wir von einem absolut positiven Jesusbild ausgehen,
kann es nicht anders sein, denn sonst wäre der Satz eine Lüge. Immerhin richtet er sich
ausdrücklich an alle, die mühselig und beladen sind. Das verspricht Jesus also jedem
bedrückten Menschen.
Es ist ganz offensichtlich eine Frage des Vertrauens. Ich komme wirklich zu ihm,
wenn ich mich ihm mitsamt meinen eigenen Vorstellungen davon, wie die Erquickung
aussehen soll, überlasse. Der erste Timotheusbrief empfiehlt als Richtlinie dazu:
„Wir haben nichts in die Welt gebracht; darum werden wir auch nichts hinausbringen.
Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so wollen wir uns daran genügen lassen“
(1Tim 6,7f). Vor der Habsucht sollen wir uns hüten, denn sie schafft nur üble
Belastungen (V9f). Die Vögel unter dem Himmel und die Blumen auf dem Feld
sorgen sich noch nicht mal um ihre Kleidung; sie sind schön genug so,
wie sie sind. Und was ihre Nahrung angeht, so leben sie unmittelbar
von dem, was ihnen gegeben ist. Wird es ihnen entzogen, so sterben sie
eben. Für sie wie für uns gilt: Wir bringen nichts mit in die Welt,
wir nehmen auch nichts mit hinaus.
Erquickung wird uns nur in echter Unabhängigkeit. Unabhängig von allen
Gebundenheiten an die Dinge der Welt werden wir, sagt Jesus, wenn wir
zu ihm kommen und ihm folgen. Unabhängigkeit ist Sorglosigkeit. Wenn
ich von einem Suchtmittel nicht mehr abhängig bin, macht es mir keine
Sorge mehr.
Darum geht es: Dass wir auch von unseren wichtigsten, tiefsten,
dringlichsten Bedürfnissen nicht mehr abhängig sind. Dann haben
wir zwar starke Wünsche, aber Wünsche sind keine Befehle. Wir
sind nur frei, wenn wir das, was wir zum Leben brauchen, als
Wunsch betrachten und nicht als Befehl. Nur in dieser Freiheit
finden wir die Erquickung, von der Jesus spricht.
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