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Donnerstag:
Jesaja 55,1-5
„Hört, so werdet ihr leben.“ Hört nicht, so werdet ihr das Leben dort suchen, wo es nicht
zu finden ist. Wer hört, stillt seinen Lebensdurst. Wer nicht hört, wird nicht satt von
dem, was er sich einverleibt. Wir betrügen uns selbst, wenn wir den Appell zum Hören
auf Gottes Wort beschränken, denn wer nicht überhaupt zu hören übt, der hört auch Gottes
Reden nicht.
Die Voraussetzung des Hörens ist das Stillsein. Still werde ich, wenn ich
schweige, und hören kann ich nur, wenn ich schweige. Es ist kein krampfhaftes
Schweigen, sondern es ist Achtsamkeit - hörendes, wahrnehmendes, empfangendes
Schweigen. Am nötigsten haben wir dieses Hören in der Not. Jede Not wird nur
bewältigt, indem man sich ihr stellt. Wir stellen uns der Not, indem wir
sie ungefiltert wahrnehmen. Das kann sehr schmerzlich sein, aber diese
Art des zugelassenen, wahrgenommen und bejahten, wenn auch nicht gewollten
Schmerzes, ist heilsam. Wenn wir uns diesem Hören verschließen, lernen wir
nicht und finden keinen guten Weg zur Bewältigung der Not. Wir halten
nicht stand und überwinden darum nicht.
Diese Art des achtsamen, standhaften Hörens nennt die Bibel „Geduld“.
Die Kraft der Geduld ist die Kraft der Authentizität des Glaubens. Das
ist es, was die Welt braucht, darum ist es das allein, was den Glauben
und die Glaubenden für alle Welt attraktiv macht. Die hohe Schule der
Krisenbewältigung ist die hohe Schule der wahren Bedürfniserfüllung.
Danach sucht jeder Mensch.
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