1. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Das Fundament des Glaubens
Wochenspruch: „Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich.“ Lukas 10,16



Samstag: Wochenspruch

Man könnte meinen, dies sei ein äußerst fahrlässiger Satz, der entweder die Kompetenz Jesu in Frage stellt oder ihm im Nachhinein untergeschoben wurde. Denn kein Satz eignet sich besser zum Missbrauch als dieser. Der geistliche Missbrauch zieht alle Kraft aus diesem Satz und alle möglichen Formen der christlichen Besserwisserei und Rechthaberei rechtfertigen sich mit ihm.

Man mag auch sagen, dass dieser Satz ein Zeichen der Schwäche Jesu ist. Auch für Jesus galt: „Wenn ich schwach bin, bin ich stark.“ Jesus war eben kein Besserwisser und Rechthaber, sondern ein Mensch des Vertrauens. Er war schwach, denn er hatte eine Schwäche für seine Jünger. Zu lieben heißt immer eine Schwäche zu haben. Liebe öffnet sich, Liebe vertraut. Liebe hofft. Zu lieben ist immer Wagnis. Zu lieben macht immer verletzlich. Jesus hat volles Vertrauen auf seine Jünger gesetzt und sein heiliger Geist, der Geist der Liebe, tut dies weiterhin und unbeirrt. Wenn Nietzsche das Christentum verhöhnt, dann trifft der Hohn diesen Geist, der immer weiter glaubt, hofft und liebt, wo es doch gar keinen Grund mehr dazu gibt. Dieser Widerspruch setzt schon bei den ersten Jüngern ein: Judas und Petrus sind die herausragenden Zeugen dafür. So sehen die Abschlusskandidaten der Eliteschule des Rabbinen Jeshua aus. Hört, hört...

Darum geht es zuerst, wenn wir das Kyrie eleison singen und sagen: Er vertraut uns, aber wir trauen ihm nicht. Er traut uns unglaublich viel zu, aber wir machen ein großer Theater darum. Er achtet uns hoch, aber wir verhalten uns verächtlich. Wir machen ihn lächerlich, indem wir den Sorgengeistern Götzenaltäre bauen, um ihnen darauf alle Kraft zu opfern. Ja, und alles Geld.

„Kyrie eleison“ heißt zuerst: Lass nicht ab, Gott der Liebe, Vater der Barmherzigkeit, des Friedens, der Hoffnung, Gott allen Trostes, uns keine Sekunde in Ruhe zu lassen. Wir schlafen wie deine besten Freunde im Garten Gethsemane. Wir entziehen uns in die Pseudogemeinschaft des kollektiven Pennens. Wecke uns auf und lass dich niemals abhalten durch unseren Missmut, wenn du uns störst. Störe uns auf, störe jederzeit.


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