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Pfingsten
Leitmotiv: Der Heilige Geist
Wochenspruch: „„Es soll nicht durch Heer oder Kraft,
sondern durch meinen Geist geschehen,
spricht der Herr Zebaoth.“ Sacharja 4,6 |
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Sonntag:
Johannes 14,23-27 (Evangelium)
Das einzige Thema des christlichen Glaubens ist die Liebe. Wo die Liebe herrscht, fehlt
jede Nötigung, jeder Druck, jede Drohung. Das heißt: Liebe ist dort, wo Freiheit ist
und Freiheit dort, wo Liebe ist. Der Geist der Liebe ist der Geist der Freiheit.
Nur dieser Geist ist tröstlich und nur er lehrt richtig, was Jesus meinte.
Liebe ist immer konkret, immer persönlich. Darum macht Jesus das Vorhandensein
der Übereinstimmung seines Jüngers mit Gottes Willen, das Bleiben in den
Geboten, von der Liebesbeziehung des Jüngers zu ihm selbst abhängig.
Was er sich unter dieser persönlichen Liebesbeziehung vorstellt,
zeigen eindrücklich einige Evangeliumsgeschichten, wie zum Beispiel
die von der „Sünderin“ (Lk 7,37ff). Sie ist alles andere als ein
„besserer“ Mensch, aber sie ist auch kein „schlechter“ Mensch. Sie
hat sich nur, wie alle andern Menschen auch, nach Liebe gesehnt.
Und sie hat so wenig Liebe empfangen, dass sie daran verzweifelte,
wie alle Menschen, denen die Liebe verweigert wird, die sie brauchen,
weil es uns wie dem Fisch auf dem Trockenen geht, wenn wir zu wenig
Liebe erfahren. Sie war völlig entmutigt. Aber sie ist einem Menschen
begegnet, der sie sehr spürbar vorbehaltlos akzeptierte und achtete.
Anders lässt sich ihre große Dankbarkeit Jesus gegenüber kaum erklären.
Das war ihr Pfingsten: Da erlebte sie den Geist des Trostes, den Tröster
schlechthin. „Trost“ ist in der Bibel synonym mit „Ermutigung“.
Eine sehr weit verbreitete und hartnäckige christliche Doktrin besagt, dass der
„stolze Sünder“ erst einmal radikal entmutigt werden muss, um als Gedemütigter
und Zerbrochener überhaupt bereit zum Empfang der Gnade zu werden. Jesus hat
sich aber konfrontativ entmutigend nur selbstgerechten Frommen gegenüber
verhalten, die solche Demütigungen andern als Voraussetzung dafür,
akzeptiert werden zu können, zumuteten. Die herausragende Symbolgestalt
dafür ist der ältere Sohn im Gleichnis vom Verlorenen Sohn. Er ist ganz
und gar nicht damit einverstanden, dass der Vater den Bruder einfach so
in die Arme schließt und völlig rehabilitiert.
Der Geist der Ermutigung hat kein Interesse daran, den Entmutigten den Rest
zu geben, dass sich auch noch der letzte Rest ihres Selbstvertrauens auflöst.
Er zerbricht nicht das geknickte Rohr, sondern richtet auf und stärkt. Weil
er nichts als Liebe ist.
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