Exaudi
Leitmotiv: Die wartende Gemeinde
Wochenspruch: „Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“ Johannes 12,32




Predigt
zum Text
Freitag: Römer 8,26-30

Denen, die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Besten. Denen, die Gott nicht lieben, kann auch vieles zum Besten dienen, aber nicht alles. Wer Gott liebt, hat ein absolut positives Bild von ihm. Er hält ihn für absolut vertrauenswürdig. Er glaubt darum, dass er nur Gutes von Gott zu erwarten hat. Darum nimmt er das Gegebene an. Er bewertet es also positiv. Paulus ist überzeugt, dass die positive Bewertung des Gegebenen vernünftig ist, weil das Gegebene positiv ist. Darum fordert er uns auch auf, uns nicht von der Sorge beherrschen zu lassen, sondern uns unter allen Umständen zu freuen.

Man mag das durchaus „positives Denken“ nennen oder auch sagen: Paulus vertritt eine positive Psychologie, weil er eine positive Theologie vertritt. Es ist eine Theologie und eine Psychologie der vorbehaltlosen Lebensbejahung.

Jedes positive Denken wird problematisch, wenn es die Realität leugnet. Weit verbreitet ist jedoch die Ansicht, dass man, wenn man sich ihr stellt, sich nicht mehr freuen kann, weil die Realität zu viel Negatives enthält. Es gibt aber nichts, was als Gegebenes negativ ist. Diese Überlegung wird klarer, wenn wir das Gegebene mit dem passenden Fremdwort ausdrücken: Es ist nichts anderes als das Positive. „Positiv“ kommt von lat. „ponere“ = „stellen, setzen, legen“. Zu einer Stellung sagt man darum „Position“.

Das Positive am Gegebenen ist das Aufgegebene. Es wäre unrealistisch und zynisch, den zahllosen Grausamkeiten der Unmenschlichkeit etwas „Positives“ abzugewinnen oder auch die eigenen Schicksalsschläge irgendwie „gut“ zu finden. Aber alles Hässliche ist dazu da, dass wir etwas Schönes daraus machen. Das geschieht, indem wir uns tapfer und entschlossen dem Hässlichen stellen und es als Gegebenes annehmen, um es zu verändern. Positiv ist es nicht aus sich selbst heraus, sondern indem wir uns herausfordern lassen, es als Aufgabe zu bewerten. Der Glaube an den absolut vertrauenswürdigen Gott vergewissert uns, dass wir darin Sinn und Erfüllung finden.



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