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Mittwoch:
Kolosser 4,2-6
Wachsames, achtsames Gebet ist beharrlicher Ausdruck des Danks. Wenn wir dafür beten sollen,
dass Gott eine Tür öffnet, kann es nicht darum gehen, dass wir Gott bestürmen und bebetteln,
bis er sich endlich dazu erweichen lässt, nach dem Schlüssel zu schauen, sondern es geht
darum, dass wir unser Vertrauen und unsere Hoffnung auf den bereits vorgegebenen Willen
Gottes konzentrieren und darum den Mut finden, auf dem Weg weiterzugehen, den wir als
Berufung erkannt haben. Dieses Weitergehen findet in konkreten, bewussten Schritten
statt und es ist zugleich ein Weitergehen im Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
Das Beten um die offene Tür ist also das dankbare Festhalten daran, dass es sie
gibt, auch wenn wir ganz „in Fesseln“ liegen: Wenn uns also die Erfahrung sehr
deutlich zeigt, dass sich gar kein Knoten löst, dass die Ketten sich als äußerst
stabil erweisen, dass unser Gebet nicht weiter reicht als bis zur Decke und zur
Wand der Zelle. Es ist Dank im radikalen Vertrauen aller Erfahrung zum Trotz,
und indem es so dankt, ist es Widerstand gegen den Geist der Sorge. Kein
Gebet hat noch je eine Tür geöffnet. Jedes Gebet, das aus sich selbst
heraus etwas bewirken soll oder, was letztlich dasselbe ist, Gottes
Arm bewegen soll, ist Magie. Wahres Beten ist nichts anderes als
der natürliche Ausdruck eines Glaubens, der nicht anders kann als
zu vertrauen und der wie ein Kind im Dunkeln, das nach der Hand der
Eltern greift und sie nicht findet, verzweifelt schreien muss. Nichts
anderes!
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