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Inhaltliche Zusammenfassung
Das neue Lied ist wirklich neu. Wirklich Neues ist immer gut. Alles Gute bildet sich durch
schöpferische Vorgänge heraus. Wir sagen dazu „Kreativität“. Alle echte Kreativität ist gut
und natürlich. Man kann das auch „schöpfungsgemäß“ nennen, aber „Natürlichkeit“ liegt näher.
Wir können es so definieren: Natürlichkeit ist schöpfungsgemäß.
Das Böse kann nichts Neues hervorbringen, weil es in keiner Weise kreativ ist. Es produziert
nur Nachäffungen des Guten, die sich als die immer selbe alte Leier entpuppen. Das Böse ist
grundsätzlich verlogen. Aus der Lüge kann nichts Gutes kommen. Sie ist nie schöpferisch.
Das Schöpferische und Gute ist echt, das Böse hingegen kennt und anerkennt nichts Echtes.
Echt ist das Natürliche. Nachäffungen des Natürlichen sind Künstlichkeit. Die Künstlichkeit ist
unwahrhaftig, unecht, nicht authentisch, unnatürlich. Künstlichkeit ist fauler Zauber. Aber
Kunst ist der wahre Zauber des Natürlichen.
Wenn wir die Kunst als kulturelles Teilgebiet ausgrenzen, wird sie künstlich. Wenn wir sie
aber in aller echten Natürlichkeit und Kreativität suchen und entdecken, erschließt sich uns
das Reich der Spiritualität. Echte Spiritualität ist überall dort, wo sich echte Inspiration
ereignet. Alle echte Inspiration ist Einhauchung des Heiligen Geistes. Das folgt schlüssig
aus der Annahme, dass alles wirklich Neue, alles Kreative, gut ist. Denn alle gute Gabe kommt
von Gott, dem Geber alles Guten. Der Geber alles Guten ist auch der Inspirator zu allem Guten.
Davon reden die Texte zum Sonntag Kantate. Die wahre Natürlichkeit und alle Kunst und
Wissenschaft, die sie schöpferisch hervorbringt, sind das „neue Lied“. Die es singen,
sind Kinder, heranwachsende Kinder und erwachsene Kinder, denn das Geheimnis der
Natürlichkeit ist identisch mit dem Geheimnis der Kindlichkeit. Alle großen Geister
unter den Menschen, alle wahren Erneuerer, waren und sind kindliche Geister, sowie
alle Ungeister die Kindlichkeit verleugnen und die Kreativität bekämpfen.
Jesus lädt uns ein, das Unbekümmertsein kindlichen Vertrauens von ihm zu lernen (Mt 11,25-30)).
Dieses Vertrauen ist der Glaube, der Berge versetzt. Das ist der Glaube, der die Welt
überwindet, die böse Welt: nicht die natürliche, sondern die Welt der Künstlichkeit und
Unnatürlichkeit, der wichtigtuerischen Pseudoerwachsenen, die Welt der Versklavung, die
lebensfeindliche Welt. Das ist der Glaube, der aus den Letzten Erste macht. Darum stellt
Jesus ein Kind in die Mitte des Kreises der Erwachsenen, zum Vorbild aller, die in Gottes
Reich gelangen wollen. Darum preist er die Erwählung der Unmündigen.
Bewahrte Natürlichkeit und kindliches Vertrauen haben es schwer in dieser Welt. Sie müssen
durch finstere Täler gehen. Aber die Liebe siegt und immer, wenn sie siegt, wird ein neues
Lied geboren.
Vorschläge zur Vertiefung
- Wie sehen Sie Ihr eigenes Verhältnis zu Kunst und Kreativität?
- Was ist Inspirierend für Sie und warum?
- Wie geht es Ihrem inneren Kind? Fühlt es sich wohl in Ihrer Haut?
- Wie definieren Sie für sich selbst „Spiritualität“?
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