Kantate
Leitmotiv: Die singende Gemeinde
Wochenspruch: „Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.“ Psalm 98,1



Sonntag: Matthäus 11,25-30 (Evangelium)

Den Unmündigen ist es offenbart, damit sie mündig werden. Den Weisen und Klugen ist es verborgen, weil sie vorgeben, mündig zu sein, ohne es geworden zu sein. Sie belehren andere, aber sie leben nicht, was sie lehren. Sie leugnen, mühselig und beladen zu sein. Darum folgen sie dem Hirtenruf nicht. Sie lernen nicht vom Guten Hirten, weil sie sich einbilden, das nicht zu brauchen.

Die Unmündigen werden mündig und die scheinbar Mündigen erweisen sich als Unmündige. Jesus freut sich darüber. Die Letzten werden die Ersten und die Ersten werden die Letzten sein. Jesus erkennt das Prinzip des Reiches Gottes darin.

Insofern kann man sagen, dass alle echte Aufklärung Reich-Gottes-Bewegung ist. Kant hat Aufklärung definiert als „Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“. Damit meinte er nicht die lernbereiten Unmündigen, die gern mündig wären, aber wissen, dass sie es erst werden müssen, sondern jene „Weisen und Klugen“: die sind selbst schuld an ihrer Unmündigkeit. Seit jeher war jede echte geistliche Erneuerung auch eine philosophische Erneuerung, weil die Weisheit der „Weisen und Klugen“ als Scheinweisheit entlarvt wurde und einige von ihnen das selbst einsahen. Sie bekennen mit Sokrates: „Ich weiß, dass ich sehr, sehr wenig Ahnung habe. Ich habe darum auch eigentlich kaum etwas zu sagen. Aber ich lerne, und von dem, was ich gelernt habe, kann ich auch andern weitersagen, die selbst lieber lernen als mit ihren Weisheiten anzugeben.“

Das ist es, was wir in der Schule Jesu lernen: Demut, die aus dem Herzen kommt. Echte Demut. Die hat niemand jemals in der Tasche. Die kann man nicht einmal lernen, wie man sonst etwas lernt. Die ist nie unser Besitz und nicht einmal reflektieren können wir sie. Der Lieblingssatz unseres Hochmuts lautet „Ich bin demütig“. Nur der eine, wahre Mensch kann das von sich behaupten. Aber wir können Bescheidenheit üben und unsere Bescheidenheit können wir auch reflektieren. Bescheiden ist, wer Bescheid weiß über die Grenzen seines Wissens, und dazu steht. Bescheidenheit ist das Gegenstück zur Anmaßung. Wer sich nicht anmaßt, was er nicht weiß und kann, der ist bescheiden.



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