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Jubilate
Leitmotiv: Die neue Schöpfung
Wochenspruch: „Ist jemand in Christus,
so ist er eine neue Kreatur.
Das Alte ist vergangen,
siehe, Neues ist geworden.“ 2. Korinther 5,17 |
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Freitag:
Apostelgeschichte 17,22-34
Der unbekannte Gott, von dem Paulus hier zu mehr oder weniger philosophisch gebildeten
Athenern auf dem Areopag redet, ist nicht der Gott, der in der langen Liste der
Götterbilder noch fehlt, weil seine Existenz noch nicht nach Athen durchgedrungen
ist, sondern es ist der Gott, von dem es kein Götterbild geben kann und darf, weil
er dem Wesen nach der Unbekannte ist. Den Dienst von Menschenhänden braucht er nicht.
Er muss nicht beweihräuchert werden, um sich wohl zu fühlen, nicht besänftigt, um nicht
als Beleidigter Plagen über uns zu bringen. Sein Arm muss nicht bewegt werden. Alle
Mittel unseres magischen Einflussnehmens, alles Gebet, alles Ritual, alle Pflichtübung,
alle Hingabe, die so verstanden wird, geht an ihm vorbei, denn all das betrifft ihn nicht.
Er hat uns nicht nötig. Wir können keine Brücken zu ihm bauen und wir können ihn nicht
in unsere religiösen Systeme integrieren. Wenn wir ihm Kirchen bauen, sollten wir uns
nicht einbilden, dass er darin wohnt.
Er lässt sich nicht in dieser Welt finden, weil er nicht von dieser Welt ist,
sondern diese Welt ist von ihm. Gott ist Geist und Geist ist nicht objektivierbar.
Das Objektivierbare und Reflexierbare des Geistes ist nicht der Geist selbst,
sondern es sind seine Wirkungen. Aus seinen Wirkungen können wir auf ihn
zurückschließen, aber sehen können wir ihn nicht. Wir können in keiner Weise
seiner habhaft werden, auch nicht dadurch, dass wir ihm ein wenig näher kommen,
wie hoch der Turm unserer Bemühungen auch sei, wie stark das Teleskop. Er
befindet sich nicht auf der andern Seite des Weltalls. Er ist nicht in Raum
und Zeit und er ist auch nicht an den Grenzen von Raum und Zeit, denn auch
diese sind durch Raum und Zeit definiert. Der Geist ist jenseitig. Doch als
jenseitiger ist er allgegenwärtig, nicht aber nur als gedachter Urgrund alles
Daseins, sondern als Schöpfungskraft. Am Morgen der Schöpfung schwebt er über
den Wassern, um formend den Kosmos zu bilden. Der Geist ist der Logos, das
Wort: Gottes schaffendes Reden. Darum ist der Mensch vom Geist beseelt.
Der Geist verleiblicht sich. Er schafft sich immerfort ein neues Diesseits.
Der Tod begrenzt ihn nicht. Der Tod ist das Gegenteil des Geistes, der allem
Leben gibt. Der Tod vernichtet. Er löst Geschaffenes auf in nichts. Der Geist
ist stärker als die vernichtende Kraft des Todes. Er begegnet dem Nichts schöpferisch:
Er schafft aus dem Nichts alles Leben.
Unser Geist ist aus seinem Geist gezeugt: „Wir sind göttlichen Geschlechts“.
Das können wir nur behaupten, wenn wir auch unseren Geist nicht objektivieren.
Er wirkt sich aus, aber fassbar ist er so wenig wie Gottes Geist. Das Mentale,
das wir an uns wahrnehmen, ist Geisteswirkung, aber niemals ist es selbst Geist.
Wahrnehmen können wir nur das Seelische, nicht aber den Geist. Wir können aber
aus dem Seelischen auf den Geist zurückschließen und wir müssen es sogar,
weil wir nicht anders denken können.
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