|
Ostern
Leitmotiv: Die Auferstehung
Wochenspruch: „Ich war tot, und siehe,
ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit
und habe die Schlüssel
des Todes und der Hölle.”
Offenbarung 1,18 |
|
Mittwoch:
1. Samuel 2,1-8
Das ist Hannas Magnifikat. Es hat denselben Klang wie das Magnifikat Marias. Ihrer beider
Lobgesänge sind voller Verheißung. Sie setzen ein signifikantes Gegengewicht zum dominierenden
Maskulinismus, der auch die Bibel durchzieht. Von jeher wurde die funktionale Verschiedenheit
des Weiblichen und Männlichen von den Männern zu ihren Gunsten mit der Begründung, es handle
sich um einen Unterschied des Werts und der Rechte, zu einer Rangordnung umgedeutet.
Aber dieses menschengemachte Unrechtsverhältnis bekommt schon im Alten Testament einen
starken Riss, um im Neuen vollends unhaltbar zu werden, obwohl die Gesellschaft zu jener
Zeit noch nicht so weit war, die Bedeutung des Wandels zu realisieren und seine Umsetzung
aktiv voranzutreiben. Es ist kaum zu fassen, dass es über 2.000 Jahre später noch immer so
wenig Gleichberechtigung und Gleichachtung - das eine kann nicht ohne das andere sein! - der
Frau in der Welt gibt. Es hat sich aber im Unterschied zu früheren Kulturen heute deutlich
herauskristallisiert, dass die Gesellschaftssysteme mit dem höchsten Potenzial der
Menschenverachtung, in denen Mächtige von der Art herrschen, die Hanna und Maria in
ihren Lobpreisen benennen, durchweg die Frau wie auch das Schwache und Fremde verachten
und unterdrücken. Durchweg handelt es sich um Machosysteme.
Man muss daraus nicht den dummen Schluss ziehen, dass die Männerwelt böse ist und die
Frauenwelt gut. Die Ergänzung, von der im Schöpfungsbericht so schön gesprochen ist,
setzt sich auch in der Folge des Sündenfalls fort, den die Bibel sehr klar nicht nur
als Entzweiung zwischen Gott und Mensch, sondern auch zwischen Mann und Frau
beschreibt. Fortan regiert Misstrauen zwischen ihnen, und wo Misstrauen regiert,
entstehen Machtkämpfe. Der Mann wird herrschen über die Frau, prophezeit das Buch
Genesis treffend, und sie wird verlangen nach ihm. Durch das Misstrauen wird aus
der partnerschaftlichen Ergänzung das komplementäre Machtsystem des Herrschens und
Beherrschtwerdens - beide üben Macht aus übereinander, beide auf ihre Weise. Man
kann durchaus sagen, ohne das als Entschuldigung zu missbrauchen, dass die
Machoherrschaftssysteme nur darum bestehen, weil viel zu viele Frauen sie sich
gefallen lassen, aus guten Gründen, weil sie auch selbst genug davon haben.
Nicht alle sind ja so eingeschüchtert und kurz gehalten, dass sie überhaupt
keine Chance haben, sich zu emanzipieren. Und die Zahl der Vorbilder, die es
trotz Bedrohung wagen und schaffen, wird immer größer.
Wenn die Frauen sich in modernen Gesellschaftssystemen den Männern gleichstellen und
das Weibliche mitunter sogar den Ton angibt, so ist das Erfüllung jener alten
Verheißung. Dem Glauben Hannas und Marias folgend vollzieht sich da ein Wandel
österlicher Art: „Der Herr tötet und macht lebendig, führt hinab zu den Toten
und wieder herauf.“ Indem er so handelt, stürzt er die mächtigen Unterdrücker
und befreit und ermächtigt die Erniedrigten.
|
|