Judika
Leitmotiv: Die Bereitschaft zum Dienst
Wochenspruch: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“ Matthäus 20,28

Freitag: Hebräer 13,12-14

Aus dem Kontext geht hervor, dass sich die Aufforderung, das Lager zu verlassen, auf die Ablehnung durch die jüdischen Glaubensgenossen bezieht. In dieser Ablehnung liegt die „Schmach“. Für die christliche Gemeinde von Jerusalem, die auch zu den Adressaten des Hebräerbriefs zählt, wie zu vermuten ist, ist das „Hinausgehen“ geradezu buchstäblich gemeint, denn im kultischen System innerhalb der Stadtmauern war sie nicht willkommen. Jakobus, der erste Leiter dieser Gemeinde, bezahlte mit seinem Leben für das Ausharren. Er war alles andere als ein Aufrührer. Es ist bezeugt, dass er ganz vorbildlich als verantwortliches Glied der jüdischen Gemeinde lebte. Aber er war für die Mächtigen darin eine Persona non grata. Alle Bemühungen des Entgegenkommens halfen nichts; sie wurden durch Verleumdungen zunichte gemacht. Juden klagten ihre jüdischen Volks- und Glaubensgenossen an und befeindeten sie bis zum Mord; markantestes Beispiel ist der junge Paulus. Der Graben durchfraß auch noch die christliche Gemeinde selbst: Unter den Judenchristen bildete sich eine hasserfüllte Front aus Vorurteilen gegen die Heidenchristen und ihre Förderer. Dieser Riss quer durch die junge Gemeinde prägte die ganze Urchristenheit.

Es ist schwer, das positiv zu deuten. Der Autor des Hebräerbriefs bemüht sich darum. Er findet eine Sinnstruktur in diesen Erfahrungen: Kennzeichnend für das Kommen des Reiches Gottes ist die Bewegung. Kennzeichnend für den Widerstand gegen das Kommen des Reiches Gottes ist die Erstarrung. Die Bewegung konkretisiert sich als Unterwegssein: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Der wahre Christ genau wie der wahre Jude ist Pilger. Alle Festlegungen auf Dogmen, Ordnungen und Bräuche können nur vorübergehende Hilfen sein. Als solche können sie sogar sehr hilfreich sein, was durch die Loyalität Jesu und der ersten Christen der jüdischen Tradition gegenüber unterstrichen wird. Aber sie müssen dienen und dürfen nicht herrschen. Verabsolutierungen sind der Tod aller Erneuerung, auch wenn sie selbst aus Erneuerungen hervorgehen wie die Dogmen der jungen Judenchristenheit.

Insofern ist die Ablehnung zwar leidvoll, aber der Weg hinaus ist auch der Freiheitsweg.



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