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Laetare
Leitmotiv: Trost auf dem Leidensweg
Wochenspruch: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt
und erstirbt, bleibt es allein;
wenn es aber erstirbt,
bringt es viel Frucht.“
Johannes 12,24 |
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Sonntag:
Johannes 12,20-26
Evangelium
Warum berichtet Johannes hier diese unscheinare Episode von den Griechen, die Jesus gern
sehen wollen? Johannes ist in seiner Erzählweise Minimalist. Wir können also davon ausgehen,
dass sie ihm zum Verständnis des Zusammenhangs wichtig ist.
Es scheint sinnvoll zu sein, in dieser Begegnung das Paradigma für den Weg der
Griechen zu Jesus im Allgemeinen zu sehen und somit das Paradigma für die
Verkündigung des Evangeliums in der griechischen Welt. Wenn es so ist,
können wir dem Text folgende Kriterien dafür entnehmen:
1.) Ohne eine grundsätzliche Aufgeschlossenheit geht es nicht. Diese Griechen
haben sich bereits dem jüdischen Glauben zugewandt und nun interessieren sie sich
aus eigenem Bedürfnis für Jesus. Das erinnert an die Areopagrede des Paulus unter
den Philosophen Athens (Apg 17). Er drängt sich nicht auf, er lässt sich bitten.
Die Aufgeschlossenen hören und nehmen an, was er sagt.
2.) Jesus verstehen heißt, ihm unmittelbar zu begegnen. Philippus und Andreas
geht es darum, dass ihr Handeln dafür den Weg bereitet. Sie vermitteln nur, sie weisen
nur hin zu Jesus. Sie lassen Jesus selbst in den Dialog mit den Suchenden treten und
stehen dem nicht durch ihr eigenes missionarisches Gerede über Jesus im Weg. Sie
verzichten darum auch auf den Einfluss darauf, wie Jesus den Suchenden begegnet
und was er ihnen sagt.
3.) Es bleibt eigentümlich unklar, wer die Adressaten der Antwort Jesu sind. Er
„evangelisiert“ die Griechen nicht, sondern er redet, im Folgenden auch sehr persönlich,
auf sich selbst bezogen, anscheinend vor allem seine Jünger an. Das ist ganz ähnlich
wie in der Bergpredigt. Dort sind auch die Jünger der erste Adressat. Es gibt aber
keine scharfe Grenze zwischen den Jüngern und den anderen Zuhörern. Denen gilt das
Gesagte genauso.
4.) Die zweite Parallele zur Bergpredigt ist die Sprechweise Jesu, die wiederum
auf beide Adressaten ausgerichtet ist. Was Jesus hier und dort verkündet, macht keinen
Unterschied zwischen Insidern und Außenstehenden. In der Bergpredigt redet er von
universalen Prinzipien des menschlichen Miteinanders, und selbstverständlich redet
er davon aus der Perspektive des jüdischen Glaubens. Hier ebenso: Die bevorstehende
„Verherrlichung des Menschensohns“ ist für Juden wie Griechen von gleichem Interesse.
Er redet von der Erfüllung unserer Sehnsucht nach wahrer Menschlichkeit. Und das Bild
vom aufgehenden Saatkorn wie der erklärende Satz, dass nur im Loslassen Erfüllung zu
finden ist, spricht eine allgemeine menschliche Wahrheit aus, wie der Weg zum Glück
gefunden wird. Bewusst formuliert Jesus diese Aussage so wie auch die Goldene Regel
in der Bergpredigt so allgemein, dass sie auch von einem griechischen Weisheitslehrer
stammen könnte.
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