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Laetare
Leitmotiv: Trost auf dem Leidensweg
Wochenspruch: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt
und erstirbt, bleibt es allein;
wenn es aber erstirbt,
bringt es viel Frucht.“
Johannes 12,24 |
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Freitag:
Jesaja 54,7-10
Den „Augenblick des Zorns“, den „kleinen Augenblick des Verlassenseins“ erfahren wir als
völliges Getrenntsein. Er durchschneidet unseren Weg wie ein unüberbrückbarer Graben. Er
zerbricht und zerreißt alles, was unserem Glauben Stärke verlieh, allen Halt, alle
Kontinuität der guten Erfahrung, allen Schutz, alle Geborgenheit. Der Augenblick des
Zorns entblößt uns ganz und liefert uns der reinen Angst aus. Er ist Augenblick des
furchtbaren Todes für uns, reiner Schrecken, Trauma. Der Augenblick des Zorns ist
schlimmer als alles, was uns sonst widerfahren kann.
Er kommt nicht durch äußere Ereignisse über uns, selbst im schwersten Erdbeben
begegnet er uns nicht. Er kommt, wenn wir von Gott verlassen sind. Er kommt,
wenn wir ungetröstet bleiben. „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach
Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch,
Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil“ (Ps 73,25f).
Die Zeit ist dehnbar. Nur aus der Ewigkeitsperspektive schrumpft die Erfahrung der
Gottverlassenheit zum Augenblick zusammen. Aber der Weg Isaaks und Abrahams auf
den Morija, der Weg von Gethsemane zum Kreuz ist unendlich lang. Im Trauma der
Verlassenheit gerinnt die Zeit zur bösen Gegen-Ewigkeit. „Mein Gott, mein Gott,
warum hast du mich verlassen?“
Dann verschließt sich aller Trost in das gegebene Wort. Doch es ist versprochen,
aller Erfahrung zum Trotz. Gott muss sich erbarmen, weil sein Wesen Erbarmen ist.
Und er wird sich erbarmen, weil er muss. Er wird uns trösten, wie eine Mutter
tröstet. Es gibt Zukunft. Alles wird gut.
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