|
Samstag: Wochenspruch
Jesus spricht von falscher Rücksichtnahme. Das ist nicht nur ein Wortspiel in Bezug auf das
Zurücksehen, sondern das sagt auch der Kontext. Falsche Rücksichtnahme ist falsche
Prioritätensetzung. Falsch ist die Rücksichtnahme aber nur, wenn der Verzicht darauf
nicht in Rücksichtslosigkeit besteht. Echte Rücksichtnahme fängt da an, wo die
Rücksichtslosigkeit aufhört.
Gerade darum geht es ja, wenn einer seine Hand an den Pflug legt. Er tut es, um
gerade, gute Furchen zu ziehen. Diese Geradlinigkeit ist etwas ganz anderes als
brutale Sturheit, die alles aus dem Weg räumt, was sich ihr in den Weg stellt,
ohne Rücksicht auf Verluste. Die gerade Linie findet sich vielmehr in der Kunst,
sowohl in der Wahrheit als auch in der Liebe zu bleiben. Unsere emotionalen
Schlingerkurse entstehen dadurch, dass wir beides nicht zusammenhalten. Wir
pochen auf die Wahrheit, aber weil wir die Liebe vernachlässigen, ist es
nur noch unsere eigene Wahrheit und nicht mehr auch die des Nächsten. Wir
beschwören die Liebe, aber weil wir die Wahrheit vernachlässigen, ist es
doch nur unsere eigene Liebe und nicht mehr die wahrhaftige Liebe, die
sich darin zeigt, dass wir den andern höher achten als uns selbst, ohne
uns dabei selbst zu verachten. Wenn es der Liebe an Wahrheit mangelt,
schließt sie faule Kompromisse mit der Lüge, wenn es der Wahrheit an
Liebe mangelt, wird sie lieblos.
Beides zusammenzuhalten liegt in unserer eigenen Verantwortung. Wer möchte, dass
sich ihm das Reich Gottes auftut, legt selber Hand an. Diese Eigenverantwortung
und jene Geradlinigkeit machen geschickt für das Reich Gottes.
|
|