Reminiszere
Leitmotiv: Unsere Gottesbeziehung
Wochenspruch: „Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ Römer 5,8




Predigt
zum Text
Montag: Römer 5,1-11

Die Kernaussage dieses Abschnitts entspricht ganz dem, was Jakobus in den ersten Versen seines Briefs schreibt: „Haltet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtung fallt“. Dasselbe sagt Paulus: „Wir rühmen uns der Bedrängnisse“. Jakobus schließt die Begründung an - aus der Perspektive des christlichen Glaubens die einzig sinnvolle: Es gibt keinen Grund, an der Barmherzigkeit Gottes zu zweifeln. Gott ist für uns und Gott ist absolut freundlich. Jakobus argumentiert vom freundlichen Wesen Gottes her: Jeder, der sich aufrichtig an diesen Gott wendet, ist willkommen bei ihm und wird ohne jeden Zweifel Hilfe erfahren. Paulus argumentiert hier mehr vom Werk Gottes her: Gott ist für uns, indem er uns völlig unabhängig von irgendeiner Eigenleistung alle Schuld vergeben hat. Es gibt keinen Zweifel daran, dass er durch Jesus Christus die ganze Welt erlöst hat. Jeder Mensch darf sich auf den absolut zuverlässigen Grund stellen, ein Angenommener Gottes zu sein, ein Gerechtfertigter.

Auch was uns dieser freundliche Gott ohne Zweifel schenkt, wenn wir ihm vertrauen, ist im Grunde genommen dasselbe: Bei Paulus ist es Geduld, aus der Bewährung und Hoffnung wächst, bei Jakobus ist es Weisheit.

Wir wünschen uns weder Bedrängnisse noch wünschen wir Geduldslektionen, um weise zu werden. Beides bringen wir nur schwer mit der Liebe zusammen, beides schmeckt uns bitter und lässt uns bitter werden, wenn der Bezug zum freundlichen Wesen und Wirken Gottes verloren geht. Das Bild vom absolut freundlichen, absolut vertrauenswürdigen Gott ist das A und O des Glaubens. Aber ohne Geduld keine Bewährung. Bewährung ist Bewahrheitung unseres Glaubens. Es stellt sich als wahr heraus, was wir glauben. Wir werden uns dessen gewiss. Und darum hoffen wir unbeirrt.

Einen weiteren Paralleltext gibt es bei Petrus (1. Petrus 5,6-7). Dort steht, dass wir unsere Sorge loswerden und erfahren, dass Gott für uns sorgt, wenn wir uns unter seine „gewaltige Hand demütigen“. Auch das ist ein Ausdruck, der gar nicht nach Beschenktwerden aussieht. Er bedeutet aber dasselbe wie in den beiden Texten bei Paulus und Jakobus: Anzunehmen, was uns zugemutet wird, ohne an der Freundlichkeit Gottes zu zweifeln. Die „gewaltige Hand Gottes“ ist auch bei Petrus ganz ausschließlich Gottes freundliche Hand. Wir meinen, es sei der Daumen Gottes, der uns zerquetscht wie eine Fliege, aber es ist die liebevolle, bergende und schützende Hand, die uns umfasst wie ein ängstliches Vögelchen, das sich verirrt hat und eingefangen wurde, um wieder den Weg in die Freiheit zu finden.



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