Invokavit
Leitmotiv: Anfechtung und Versuchung
Wochenspruch: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“ 1. Johannes 3,8



Samstag: Wochenspruch

Darin also liegt die Mission Jesu und der Kirche. Zerstören ist Aktivität. Was zerstört wird, ist das Werk, also die Wirkung, nicht das Böse selbst und erst recht nicht die Bösen. Aber das Böse ist in sich selbst keine Macht. Es schöpft seine Kraft aus seinen Werken. Es muss beeindrucken können, um mächtig zu sein. Wenn das Böse keinen Widerhall findet, verschwindet es.

Der Widerhall besteht darin, dass das Böse böse Reaktionen provoziert. Wenn wir Böses mit Bösem vergelten, potenzieren wir das Böse und unterstellen uns zugleich seiner Herrschaft.

Zerstörung des Bösen geschieht dort, wo das Böse keinen Widerhall findet, wohl aber Widerstand. Widerstand bedeutet, das Böse in keiner Weise zu akzeptieren. Auch Beschönigungen sind Akzeptanzen. Das Böse ist immer verlogen. Es möchte immer als das Gute erscheinen. Darum täuscht es auch Gutes vor. Beschönigung findet statt, wenn dieses verlogen Gute Anerkennung findet, obwohl es doch nur dazu dient, dem Bösen den Weg zu bereiten.

Es gibt den reaktiven und den proaktiven Kampf gegen das Böse. Der reaktive Kampf ist harter Widerstand, der proaktive ist sanfte Geduld. Harter Widerstand setzt klare Grenzen und verteidigt sie - Grenzen der Menschenwürde. Das Böse schwindet erst, wenn es keinen Widerhall mehr findet, aber bis dorthin schändet und mordet es, so lange ihm kein ernster Widerstand begegnet. Darin liegt das Problem des radikalen Pazifismus. Weil das Böse kein Gewissen hat, frisst es immer weiter um sich, wenn es nicht zum Einhalten gezwungen wird. Das Böse ist grundsätzlich totalitär. Es begnügt sich nicht mit Teilansprüchen. Es will die Welt beherrschen.

Der proaktive Kampf ist das geduldige Werk der Liebe. Geduld ist konstitutiv für diesen Kampf, weil es andauernd und überall auf die Grenze des Bösen stößt, angefangen in uns selbst. Die Enscheidung zur Liebe weckt sozusagen das schlummernde Böse in uns. Das schlummernde Böse in uns sind die Lügen, in denen wir es uns bequem gemacht haben, um in der Verlogenheit der Welt funktionsfähig und geehrt zu sein. Wenn sich die Liebe in uns regt, müssen die Lügengeister weichen. Denn die Liebe kommt immer zu zweit, immer untrennbar vereint mit der Wahrheit, wie auch die Wahrheit immer nur mit der Liebe erscheint. Liebe ohne Wahrheit und Wahrheit ohne Liebe ist Lüge und dient darum, wenn auch gut gemeint, dem Bösen.


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