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Estomihi
Leitmotiv: Der Weg zum Kreuz
Wochenspruch: „Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem,
und es wird alles vollendet werden,
was geschrieben ist durch die Propheten
von dem Menschensohn.“ Lukas 18,31 |
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Mittwoch:
Amos 5,21-24
Dieser Prophetenspruch hat eine ähnliche Gewalt wie die Tempelreinigung Jesu, wie eine
heftige Sturmbö, die in das religiöse Gehabe fährt und es über den Haufen wirft. Was
Amos so hart brandmarkt, ist die entmenschlichende Religiosität. Jede Form von Religion,
die den Menschen nicht menschlicher macht, ist antigöttlich. Sie dient dem Menschen
dazu, das Liebesgebot, um das wir alle wissen, im Namen ihres Gottes zu umgehen. Sie
stellt ihn auf ein Podest der Arroganz.
Amos hält dagegen, was Gott tatsächlich von uns erwartet: Schlicht und einfach
Gerechtigkeit. Davon kann es nicht genug geben. Gerechtigkeit ist nichts anderes
als nüchterne Verantwortung. Ohne Gerechtigkeit gibt es keine Erfüllung des
Liebesgebots. Die Liebe erweist sich in der Gerechtigkeit und die Gerechtigkeit
bahnt der Liebe den Weg.
Verantwortlicher Lebensstil nimmt Gott beim Wort und nimmt die Interessen der
Umwelt genauso ernst wie die eigenen. Wir täuschen uns, wenn wir meinen, dass
lebendiger Glaube damit nicht hinreichend beschrieben wäre. Die
alttestamentlichen Propheten machen den Eindruck, dass sie sich in dieser
Ansicht ziemlich einig sind. Johannes der Täufer hat das aufgenommen und
Jesus knüpft mit der Bergpredigt nahtlos daran an. Jakobus schließlich bringt
es auf den Punkt: Ein Glaube, der sich nicht in verantwortlichem Handeln
auswirkt, ist tot. Es ist nichts Großartiges, nichts Übermenschliches,
was da verlangt wird. Es ist nichts anderes als das Gebot, das
Menschenmögliche zu tun, um verantwortlich zu leben, und diese
Verantwortung nicht irgendwie zu kompensieren, schon gar nicht
durch die Religion.
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