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Estomihi
Leitmotiv: Der Weg zum Kreuz
Wochenspruch: „Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem,
und es wird alles vollendet werden,
was geschrieben ist durch die Propheten
von dem Menschensohn.“ Lukas 18,31 |
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Donnerstag:
Lukas 18,35-43
Die Kraft des Glaubens in diesem Blinden zeigt sich nicht nur darin, dass er seine Hoffnung
ganz auf Jesus setzt, sondern auch darin, dass er sich leidenschaftlich dem Unrecht
widersetzt. Eine geballte Ladung menschenverachtender Religiosität schwallt ihm von
denen entgegen, die so stolz darauf sind, Jesus in ihrer Mitte zu haben, dass sie
über Leichen gehen könnten. Das ist ein Letzter, der den Ersten den Platz streitig
macht. Äußerlich ist er noch blind, aber die inneren Augen sind ihm schon aufgegangen.
Darin liegt sein großer Glaube, der so groß ist wie der Magnifikat-Glaube Marias:
Dass er, der Außenseiter und Abgeschriebene, sich als Auserwählten Gottes versteht,
der besten Grund hat, dem Schicksal zu trotzen.
Er schreit, und als er schroff zurückgewiesen wird, schreit er noch mehr. Er
widersteht bis zur letzten Konsequenz. Der rettende Glaube gibt nicht auf,
solange noch nicht alles versucht ist, und er kämpft mit allem Einsatz um
sein Ziel.
So sieht gesunder Glaube aus. Er ist das genaue Gegenstück zu Fatalismus und
zu bequemer Delegation der Eigenverantwortung an Gott. Solchen aktiven,
kämpfenden Glauben, hat Jesus mitunter angemerkt, habe er selten gefunden.
Dieser Blinde macht einen vernünftigen Unterschied zwischen den eigenen
Möglichkeiten und dem, was definitiv nicht in seiner eigenen Macht liegt.
Ferner hält er fest an einem absolut positiven Gottesbild. Der Messias,
so weiß er, kann nicht anders als sich erbarmen, denn er ist die Mensch
gewordene Barmherzigkeit Gottes selbst. Dieser Glaube kommt zum Ziel.
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