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Estomihi
Leitmotiv: Der Weg zum Kreuz
Wochenspruch: „Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem,
und es wird alles vollendet werden,
was geschrieben ist durch die Propheten
von dem Menschensohn.“ Lukas 18,31 |
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Dienstag:
Lukas 10,38-42
Der christliche Glaube ist eine reine Liebesbeziehung zwischen Gott und Mensch. Auf Gottes
Seite ist diese Liebe vor allem ein Reden, auf unserer Seite ein Hören. Gott lieben heißt
sein Reden aufzunehmen. Dies allein ist nötig für den Glauben.
Wir haben die Wahl. Martas Wahl des Gottesverhältnisses schafft Stress und
Enttäuschung, Marias Wahl schafft innere Freiheit und bringt zur Ruhe. Aber Marias
Wahl braucht Mut, denn sie muss sich gegen Martas Anspruch durchsetzen. Das heißt
konkret: Maria verzichtet darauf zu beweisen, dass sie ein guter Mensch ist.
Das Bigottische des Christentums ist die Einbildung,
durch besondere Werke zur Schau stellen zu sollen und zu können, besser zu sein
als die andern. Das ist die pharisäische Arroganz.
Man kann auch sagen: Marias Haltung ist der Verzicht auf alles religiöse Machen,
das den Schein besonderer Güte erzeugen soll.
Der Unterschied zwischen Marias und Martas Glauben liegt darin, dass Maria
sich sehr viel Zeit zum Hören nimmt und wie ihre Namensschwester das Gehörte
in ihrem Herzen bewegt. Dort wirkt es an ihr, dort verändert es sie.
Dadurch wird sie ein menschlicherer Mensch. Und dadurch wird sie vorbereitet
auf Wegstrecken, die sie nur noch in der Kraft der Worte gehen kann, die sie
gehört hat und die in ihr weiterklingen. Das gehörte Wort ist der Cantus
firmus ihres Lebens. Dieser Klang geleitet sie zum Ziel. Er ist die Stimme
des Guten Hirten.
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