Sexagesimä
Leitmotiv: Was Gottes Wort bewirkt
Wochenspruch: „Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.“ Hebräer 3,15




Predigt
zum Text
Dienstag: Markus 4,26-29

Das Reich Gottes ist eine Wachstumsbewegung. Sehr vieles dieses Prozesses geschieht im Verborgenen. Natürlich kann man empirisch zurückverfolgen, wie seine Früchte entstehen, vorausgesetzt, dass man sichere Anhaltspunkte dafür hat, dass es sich wirklich um Früchte des Reiches Gottes handelt. Das lässt sich einigermaßen durch das Liebesgebot eingrenzen: Dort, wo sich in einer erkennbar menschenfreundlichen Weise konstruktiv, friedensstiftend, ermutigend, tröstend, helfend, annehmend, befreiend, natürlich und heilsam Liebe ereignet, lässt sich zurückschließen, dass dies eine Frucht des Reiches Gottes ist. „An den Früchten werdet ihr sie erkennen“, sagt Jesus. Es lässt sich im Einzelfall nachvollziehen, wie sich der Prozess ereignet, und aus den Einzelfällen lassen sich Gemeinsamkeiten konstruieren. Daraus wiederum lässt sich ableiten, was den Prozess fördert und was nicht. Aber wenn wir ihn auch äußerlich beobachten, untersuchen und beschreiben können: Durchschauen können wir ihn nicht, und noch weniger können wir ihn in den Griff bekommen, um ihn zu instrumentalisieren. Reich-Gottes-Strategien solcher Art sind entstellende Verzerrungen der wahren göttlichen Wachstumsbewegung unter uns Menschen, künstliche menschliche, angemaßte Verdoppelungen, betrügerische Plagiate.

Wir können ein Stück weit erkennen, welcher aktive Beitrag darin von uns gefordert ist. Dazu gehört auch, dass wir selber säen. Aber unser Säen ist nur ein kleiner und sehr begrenzter Teil des großen Säens Gottes selbst. Er nimmt uns hinein, aber er ist weder auf uns angewiesen noch unseren Vorgaben verpflichtet, wie und wo zu säen ist und was daraus zu werden hat. Die Vorstellung, Gott habe selbst keine Hände, weswegen er unsere brauche, ist insofern schön, als sie uns wichtig nimmt und die bequeme Religiosität verneint, die alle Verantwortung an Gott delegiert und sich selbst einem sentimentalen Schwachsein überlässt. Aber sie ist falsch. Gott kann sich aus Steinen Kinder erwecken.

Gott sät und sein Reich wächst. Auf wieviel Widerstand der Same stößt und wieviel Unkraut sich hineinmischt, aufhalten lässt es sich nicht, und aus der Saat wird Ernte. Diese Hoffnung wohnt der ganzen Schöpfung inne.



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 03.02.2019