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3. Sonntag nach Epiphanias
Leitmotiv: Christus für alle Welt
Wochenspruch: „Es werden kommen von Osten und von Westen,
von Norden und von Süden,
die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“
Lukas 13,29 |
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Dienstag:
Johannes 4,43-54
Jesus begegnet gleich zu Beginn seiner Tätigkeit zwei scheinbar gegensätzlichen Widerständen,
die aber beide aus denselben Wurzeln kommen: der radikalen Ablehnung und der Wundersucht.
Die Wurzeln beider sind Misstrauen und Vorurteil. Die radikale Ablehnung hat die
Vorentscheidung getroffen, dass das Fremde, das sie nicht einzuordnen weiß, auf keinen
Fall etwas Gutes sein kann. Die Wundersucht kommt aus der Vorentscheidung, nur vertrauen
zu können, wenn überzeugende Beweise für dieses Fremde eingegangen sind. Nicht von
ungefähr haben die ärgsten Feinde Jesu, die „Pharisäer und Schriftgelehrten“, ihr Vorurteil
gegen ihn immer wieder mit der Aufforderung verbunden, er solle sie durch die Demonstration
großartiger Wunder überzeugen.
Als Jesus selbst in der Wüste extreme Versuchung erfährt, geht es um denselben Zweifel,
der sich ihm dort aufdrängt: Wenn du wirklich göttlicher Herkunft bist, dann beweise
es aller Welt durch entsprechende göttliche Machttaten, die keinen Zweifel übrig
lassen.
Der Mensch Jesus kennt Versuchung genau wie wir. Versuchung äußert sich in unserem
Bewusstsein als Zweifel am eingeschlagenen Weg. Das scheint auch in diesem Text
zum Ausdruck zu kommen. Nachdem Jesus die bittere Erfahrung gemacht hat, dass
sein engstes soziales Umfeld ihn unbesehen als Spinner abtut, wird er zunehmend
auch noch mit Menschen konfrontiert, die ihn provozieren zu zeigen, was er kann.
Darum reagiert er zunächst vorsichtig abweisend auf das Anliegen dieses Vaters.
Dass dies am Ort des ersten Wunders geschieht, mag Jesus noch zusätzlich
anfechten, denn dort bietet sich eine erste Bilanz seiner bisherigen Tätigkeit
an: Sind Ablehnung und Wundersucht nun der ganze Erfolg seiner Mission?
Aber er macht es nicht wie seine Gegner. Er überlässt sich nicht dem Vorurteil. Er
durchbricht es. Er nimmt die wahre Not dieses Menschen wahr. Nur verweigert er
ein spektakuläres Eingreifen. In nicht mehr zu überbietender Schlichtheit und
Diskretion ereignet sich das Heilungswunder. Jesus sagt es diesem Menschen
zu, weil er den elementaren Unterschied bei ihm erkennt: Nicht Misstrauen
motiviert ihn, Jesus zu prüfen, sondern wahre Not und wahres Vertrauen.
Dieses Vertrauen darf sehr schwach sein, klein wie ein Senfkorn, aber es
muss vorhanden sein, wenn ein Mensch Jesus als Helfer und Retter erleben
möchte. Und die Stärkung dieses Vertrauens ist dann auch der Sinn des Wunders.
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