2. Sonntag nach Epiphanias
Leitmotiv: Die Freude des Glaubens
Wochenspruch: „Das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.“ Johannes 1,17



Mittwoch: 1. Korinther 2,1-10

Das Geheimnis der Vollmacht ist nie die eigene Kraft, sondern die Teilhabe an der Kraft Gottes, vermittelt durch den Heiligen Geist. Die Vermittlung gelingt, wenn wir empfänglich dafür sind. Empfänglichkeit ist Achtsamkeit als die Fähigkeit, sich auf das einzulassen und einzustellen, was sich jetzt verwirklichen soll, indem wir daran teilnehmen. Insofern ist Dabeisein alles.

Dann kommen auch unsere Gaben zur Entfaltung, aber die Gaben sind nicht das Wesentliche der Vollmacht. Wesentlich ist der Gehorsam im Sinne des Hörens, was jetzt aufgegeben ist. Die Aufgabe geht der Gabe voraus, sie bestimmt vorher, wie sich die Gabe entfalten soll. Die Aufgabe ist die Berufung, nicht die Gabe. Die Gabe dient dazu, die Aufgabe zu erfüllen.

Paulus macht aus der Not keine Tugend: „Furcht und Zittern“, wozu er sich freimütig bekennt, die sehr starke Erfahrung von Unsicherheit und Schwäche also, sind gewiss keine guten Voraussetzungen dafür, eine wichtige Aufgabe zu meistern. Aber er will sagen, dass schon das Senfkorn der wahren Bereitschaft, der Berufung zu folgen, genügt, um sie auch zu erfüllen, weil die Erfüllung eben viel weniger Leistung des Einzelnen ist als Teilhabe an einem Prozess, in den er hineingenommen ist und zu dessen Verwirklichung er seinen bescheidenen Beitrag geben darf, auch wenn ihm das der eigenen Wahrnehmung nach gar nicht gut gelingt.

Darin liegt der Unterschied zwischen wahrer Weisheit und der Pseudoweisheit von Machtmenschen. Machtmenschentum ersetzt die Achtsamkeit durch das Kalkül. Der Machtmensch will sich zuerst selbst verwirklichen, wozu, ist ihm zweitrangig. Um sich selber groß zu machen, knüpft er Koalitionen mit anderen Mächtigen, die stark genug sind, um nicht von ihm unterworfen werden zu können. Was aber nicht stark genug ist und seinem Willen zur Macht im Weg steht, das macht er sich gefügig.

Das Geheimnis der Weisheit Gottes ist aber wie alle Geheimnisse: Es offenbart sich nur dem Achtsamen. Nie enträtselt es sich, immer bleibt es Geheimnis: Nie wird es dem Kalkül verfügbar. Stets fordert es neues Hinhorchen, aus dem Gehorsam des Vertrauens wird, gewagte Schritte voran nicht in Berechnung, sondern in Hoffnung. Der Weg der Weisheit ist immer ein Weg des vorsichtigen Tastens, immer ein Ringen und Suchen nach dem Wahrhaftigen, dem Stimmigen, und als solches immer wieder „Furcht und Zittern“.



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 01.11.2020