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Mittwoch:
1. Korinther 2,1-10
Das Geheimnis der Vollmacht ist nie die eigene Kraft, sondern die Teilhabe an der Kraft
Gottes, vermittelt durch den Heiligen Geist. Die Vermittlung gelingt, wenn wir empfänglich
dafür sind. Empfänglichkeit ist Achtsamkeit als die Fähigkeit, sich auf das einzulassen
und einzustellen, was sich jetzt verwirklichen soll, indem wir daran teilnehmen. Insofern
ist Dabeisein alles.
Dann kommen auch unsere Gaben zur Entfaltung, aber die Gaben sind nicht das
Wesentliche der Vollmacht. Wesentlich ist der Gehorsam im Sinne des Hörens,
was jetzt aufgegeben ist. Die Aufgabe geht der Gabe voraus, sie bestimmt
vorher, wie sich die Gabe entfalten soll. Die Aufgabe ist die Berufung,
nicht die Gabe. Die Gabe dient dazu, die Aufgabe zu erfüllen.
Paulus macht aus der Not keine Tugend: „Furcht und Zittern“, wozu er sich
freimütig bekennt, die sehr starke Erfahrung von Unsicherheit und Schwäche
also, sind gewiss keine guten Voraussetzungen dafür, eine wichtige Aufgabe
zu meistern. Aber er will sagen, dass schon das Senfkorn der wahren
Bereitschaft, der Berufung zu folgen, genügt, um sie auch zu erfüllen,
weil die Erfüllung eben viel weniger Leistung des Einzelnen ist als
Teilhabe an einem Prozess, in den er hineingenommen ist und zu dessen
Verwirklichung er seinen bescheidenen Beitrag geben darf, auch wenn
ihm das der eigenen Wahrnehmung nach gar nicht gut gelingt.
Darin liegt der Unterschied zwischen wahrer Weisheit und der Pseudoweisheit
von Machtmenschen. Machtmenschentum ersetzt die Achtsamkeit durch das Kalkül.
Der Machtmensch will sich zuerst selbst verwirklichen, wozu, ist ihm zweitrangig.
Um sich selber groß zu machen, knüpft er Koalitionen mit anderen Mächtigen, die
stark genug sind, um nicht von ihm unterworfen werden zu können. Was aber nicht
stark genug ist und seinem Willen zur Macht im Weg steht, das macht er sich
gefügig.
Das Geheimnis der Weisheit Gottes ist aber wie alle Geheimnisse: Es offenbart
sich nur dem Achtsamen. Nie enträtselt es sich, immer bleibt es Geheimnis: Nie
wird es dem Kalkül verfügbar. Stets fordert es neues Hinhorchen, aus dem Gehorsam
des Vertrauens wird, gewagte Schritte voran nicht in Berechnung, sondern in
Hoffnung. Der Weg der Weisheit ist immer ein Weg des vorsichtigen Tastens,
immer ein Ringen und Suchen nach dem Wahrhaftigen, dem Stimmigen, und als
solches immer wieder „Furcht und Zittern“.
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