1. Sonntag nach Epiphanias
Leitmotiv: Die Bedeutung der Taufe Jesu
Wochenspruch: „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“ Römer 8,14



Inhaltliche Zusammenfassung

„Kind Gottes“ zu sein bedeutet, von Gottes Willen und Wesen geprägt zu sein. Darin besteht der Glaube. Diese Prägung geschieht sowohl durch unsere aktive Hingabe an den Willen Gottes als auch durch die Passivität der Wirkung seines Willens an uns. Diese beiden Seiten des Glaubens lassen sich nicht voneinander trennen. Sie erweisen sich vor allem in der zwischenmenschlichen Verantwortlichkeit (Wochenspruch Rö 8,14).

Jesus als der wahre Gottessohn nimmt für sich in Anspruch, wahrer Mensch zu sein; nur darin liegt der Beweis seiner wahren Göttlichkeit. Darum taucht er mit dem symbolischen Akt seiner Taufe ganz in die Solidargemeinschaft sozial verantwortlichen Handelns ein (Evangelium Mt 3,13-17).

„Töchter“ und „Söhne“ Gottes zu sein ereignet sich in der Neuausrichtung des Denkens auf das Gute hin, als Ziel des Glaubens und Hoffens. Daraus ergibt sich unsere konkrete Berufung und von dorther entfaltet sich die ganze christliche Ethik (Rö 12,1-18).

Unsere Transformation zum Guten geschieht weitestgehend unspektakulär. Sie ist die schlichte Folge der Gegenwart des Lichts. Ein biblisches Synonym für „Kind Gottes“ ist „Kind des Lichts“. Der wahre Gottessohn bringt Licht in unsere Dunkelheit. So und nur so kommt das Reich Gottes (Mt 4,12-17).

Es liegt eine große Versuchung zur vollständigen Pervertierung in den Begriffen „Kind des Lichts“ und „Kind Gottes“, die im krassen Gegensatz zum Zeichen der Taufe Jesu steht: Als besonders Erleuchteter ein elitärer Gottesmensch zu sein. Diese Versuchung entzündet sich an allen Formen von „Erleuchtung“, zum Beispiel auch der wissenschaftlichen. Aber der religiös erleuchtete Mensch steht in besonderer Gefahr, sich für etwas Besseres zu halten (1Kor 1,26-31).

Das Licht des Glaubens geht uns auf, wenn wir hören, was Gott sagt, und wenn wir sehen, welche Realität dem entspricht. Hören ohne Sehen schafft ein Vakuum, das von allen möglichen Fantasien gefüllt wird, die mit der Realität unter Umständen herzlich wenig zu tun haben. Sehen ohne Hören verirrt sich in alle möglichen Fehlinterpretationen. Die Zeichen des Daseins Gottes in seinem wahren Sohn Jesus bringen Hören und Sehen zusammen (Joh 1,29-34).

Die Dunkelheit weicht dem Licht, aber unsere Wahrnehmung davon lässt sich irritieren: Wir verwechseln Dunkelheit mit Licht und Licht mit Dunkelheit. Das wird in der Ambivalenz des Wortes „Schein“ deutlich: Schein ist unserem Verständnis nach entweder echtes Licht oder falsches Licht. Es fällt uns aber schwer, beides voneinander zu unterscheiden, besonders dann, wenn sich das Licht in unverständlichen Erfahrungen für uns als scheinbare Dunkelheit darstellt. Wahre Erleuchtung ist diese Unterscheidungsfähigkeit: Gabe des Heiligen Geistes (Jes 42,1-9).

Vorschläge zur Vertiefung
  • Was unterscheidet die „Kinder Gottes“ Ihrer Sichtweise nach von den „Kindern der Welt“?
  • Durch Christus geprägt werden: Was bedeutet das für Sie persönlich?
  • Gewinnen Sie eine Vorstellung davon, wie sich die Göttlichkeit des Gottessohns Jesus in seiner Menschlichkeit manifestiert. Was heißt es unter diesem Aspekt für Sie, ihm ähnlicher zu werden?



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