Jahreswechsel/Epiphanias
Leitmotiv: Das wirklich Neue
Leitwort Jahreswechsel: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte.“
Psalm 103,8




Predigten
zum Jahreswechsel
Lukas 12,35-40

Alles kommt auf das Wachen an. Das Kommen des Menschensohns ist nicht berechenbar. Wir müssen nicht davon ausgehen, dass wir grundsätzlich lang auf ihn zu warten haben, aber es kann durchaus sein. Von den Gründen dafür spricht Jesus nicht.

Das Wachen geschieht, indem wir die „Lenden umgürten“ und „unsere Lichter brennen lassen“. Konkret heißt das: Flexibel bleiben, denn die „umgürteten Lenden“ ermöglichen Bewegungsfreiheit für die Beine. Zweitens heißt es: die Freiheit des Entscheidens und Handelns wahren; ohne Licht kann ich nicht beurteilen, welche Handlungsmöglichkeiten ich habe, und selbst wenn ich es könnte, wüsste ich nicht, wie sie umzusetzen wären.

Bewegungsfreiheit, Entscheidungsfreiheit und Handlungsfreiheit kennzeichnen das Wachen also. Das steht im Gegensatz zum passiven Warten. Wer so lebt, füllt vielmehr seine Gegenwart aus, er lebt ganz im Hier und Jetzt. Aber er lebt hoffnungsvoll im Hier und Jetzt. Dies ist das erste Paradox des Textes: Die angemessene Vorbereitung auf die Wiederkunft des Menschensohns besteht in der ungeteilten hoffnungsvollen Konzentration auf das Hier und Jetzt.

Das zweite Paradox liegt in der Erfahrung der Ankunft des Menschen-sohns: Wir dienen ihm, wenn wir unsere Verantwortung für die Gegenwart ganz bejahen und uns Tag für Tag zuversichtlich ganz darauf konzentrieren. Wir dienen ihm als Haushalter in seiner Abwesenheit, wenn er aber kommt, kehrt sich das Dienstverhältnis um. Nicht dass wir dann seine Herren werden, aber er dankt es uns, er lohnt es uns.

Wieder einmal kommt es auf die Reihenfolge an. Die Wahrnehmung unserer völligen Eigenverantwortung in seiner Abwesenheit ist die Voraussetzung für die Erfüllung unserer Sehnsucht nach Trost, Entlastung, Bestätigung und Ehre.



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