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1./2. Sonntag nach dem Christfest
Leitmotiv: Aufbruch zur Menschlichkeit
Wochenspruch: „Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren,
wie du gesagt hast; denn meine Augen
haben deinen Heiland gesehen.“
Lukas 2,29f |
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Matthäus 2,13-18
Zwei männliche Haltungen werden in diesem Text konstrastiert: Die des Dienens und die des
Herrschens. Joseph wird so zur Symbolfigur des Dienens, Herodes zur Symbolfigur des
Herrschens.
Das kennzeichnet den Joseph der gesamten Weihnachtsgeschichte: Er gibt ihr
Zentrum völlig frei, die Mutter und ihr Kind, er steht nicht im Weg und erst
recht stellt er sich nicht in den Mittelpunkt. Er glaubt seiner Frau, obwohl
es ihm sehr schwer fallen muss, zumal auch sie noch gar nicht so recht weiß,
was ihr da geschieht und was daraus noch werden soll. Er bleibt ihr treu
mitsamt dem Kind, das nicht sein eigenes ist. Er stört den Frieden nicht,
aber er lässt sich stören, weil er achtsam und verantworungsbewusst ist.
Entsprechend handelt er, wenn die Zeit dazu reif ist, ergänzend, schützend,
leitend.
Herodes kennt keine Achtsamkeit. Frauen sind ihm ein Problem. Bei Hof macht er
sich abhängig von ihnen, weil seine Gier keine Grenzen kennt; selbst vor der
eigenen Tochter macht sie nicht halt. Aber als Gegenüber, das nach Achtung
verlangt, erkennt er weder Frau noch Kind. Wenn sie ihn stören, offenbart er
sich als eiskalter Chauvinist.
Rahels Trostlosigkeit ist die treibende Kraft des Widerstands gegen jeden
Despotismus dieser Art. Und dieser Widerstand ist einer der wesentlichen
Programmpunkte der Mission des Christentums. Um ihn zum Ziel zu bringen,
kommt den christlichen Männern die Haltung und Rolle des Joseph zu: Marias
Schwestern schützend und unterstützend beizustehen, dass sie gerettet und
bewahrt bleiben vor solcher Hybris, und miteinander Wege zu suchen und
zu finden, diese Geißel der Menschheit zu überwinden.
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