2. Advent
Leitmotiv: Der Retter und Helfer
Wochenspruch: „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht!“ Lukas 21,28




Predigt
zum Text
Sonntag: Lukas 21,25-33  Evangelium

Jesus spricht von Vorgängen, die bereits geschehen. In den vorhergehenden Versen weist er ziemlich eindeutig auf die Schrecken des anbrechenden Jüdischen Krieges hin, der vier Jahrzehnte später in wahnsinnigem Blutvergießen und der Zerstörung des Tempels endete. Dass die „Kräfte des Himmels“ ins Wanken kommen, dass Kometen die Erde bedrohen, dass Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunamis und ökologische Katastrophen Furcht erregen, gehört seit jeher zur Grundbefindlichkeit des Menschseins. Die so genannten „Zeichen der Zeit“ sind nicht die speziellen Zeichen ihrer Fortgeschrittenheit, sondern Kenn-Zeichen allen Daseins im Diesseits. Aber die Angst soll uns nicht beherrschen, sondern sie soll uns dienen. Sie soll uns dienen, indem sie uns erinnern darf, dass unser Dasein etwas sehr Vorläufiges ist.

Gerade das, sagt Jesus, soll uns aber der Anlass zu großer Zuversicht sein, denn unsere bescheidene Existenz, in der jede Stunde kostbar ist, weil die Zeit so kurz ist, darf Anteil daran haben, dass die Menschheit ihrem großen, guten Ziel entgegenwächst, und darin darf jedes kleine Leben höchst sinnvoll sein. Das Ziel ist nicht das zeitliche Ende der Welt mit Schrecken, in dem wie einst bei der Sintflut nur die Schar der makellosen, unbefleckten Gläubigen gerettet wird, während alle anderen in der ewigen Hölle versinken. Sondern das Ziel ist das Reich Gottes, von welchem gesagt ist: Es kommt, allezeit ist es im Kommen, und es ist mitten unter uns und mitten in uns. Es ist so mitten in uns wie der kommende Menschensohn in der nahenden Erlösungswolke ist, die wir nur erkennen, wenn wir unsere Häupter erheben. „In“ der Wolke steht hier wirklich im griechischen Text, nicht auf ihr! In der Wolke heißt in der Bibel jedoch immer, dass sich etwas andeutet, abzeichnet, dass es sich aber dem Blick noch nicht öffnet. Die Wolke ist Sinnbild des Glaubens und Hoffens ohne Schauen.

Das also charakterisiert den christlichen Glauben: Angesichts des Übels und des Bösen in der Welt nicht die Köpfe hängen zu lassen, sondern im wachen, nüchternen Bewusstsein der kurzen Zeit, die wir im Diesseits unterwegs sind, den Blick auf das Kommen des Menschensohns auszurichten, das sich abzeichnet, aber noch nicht klar erkennbar ist. Sein Kommen ist das Kommen des Gottesreichs der Liebe. Der Menschensohn ist der wahre Mensch und was er bringt, ist wahre Menschlichkeit.



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