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1. Advent
Leitmotiv: Gott kommt zu uns
Wochenspruch: „Siehe, dein König kommt zu dir,
ein Gerechter und ein Helfer.” Sacharja 9,9 |
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Inhaltliche Zusammenfassung
Das Kommen Gottes kann keine Vertröstung sein. Wenn wir auch warten müssen,
erfüllt es sich dennoch schon. Die Übung des Glaubens ist die Übung der dankbaren
Deutung des Gegenwärtigen nicht als Vertröstung und Trostlosigkeit, sondern als
bereits stattfindendes Kommen (Wochenspruch Sach 9,9).
Das Kommen Gottes in Jesus vollzieht sich nicht so wie das Kommen Großmächtiger in der Welt.
Wenn bei seinem Einzug in Jerusalem die Masse jubelt, liegt darin nicht das Wesentliche der
Erzählung, sondern in der Zeichenhandlung seines Reitens auf dem Esel. Er kommt als Friedefürst.
Das Zeichen weist darauf hin. Es will meditiert sein, was das heißt (Mt 21,1-9).
Wir kommen dem Kommen Gottes entgegen, wir bereiten ihm dem Weg, indem wir verantwortlich leben.
Das Maß der übernommenen Verantwortung bleibt immer hinter dem Anspruch der Liebe zurück. Die
Liebe will sinnvoll dienen und die Verantwortungsübernahme ist dieser Dienst. Sinnvoll ist
sie überall dort, wo sie den Einfluss der Liebe erhöht. Gottes Kommen ist das Kommen der
Liebe (Rö 13,8-14).
Gott kommt, indem wir uns auf ihn zu bewegen. Diese Bewegung ist der Akt des Glaubens und der
Hoffnung, ihre Kraft ist das Vertrauen. Schritte des Vertrauens gelingen uns nur, wenn wir
mutig sind. Die Ermutigung des kommenden Gottes ist das prophetische Wort, das unserem
Vertrauen konkrete Zielpunkte setzt (Jer 23,5-8).
Die Verbindungslinie aller konkreten Teilziele der Gottesbewegung in unserem Leben erstreckt
sich über den Horizont auf ihren Fluchtpunkt zu. Das ist die Allherrschaft der Liebe. In den
Teilzielen deutet sie sich nur an. Das aufgenommene und meditierte prophetische Wort bewirkt
die Gewissheit in uns, dass die Liebe auch zu ihrem letzten Ziel gelangen wird. Sie ist
stärker als alles und wird darum jedes Hindernis überwinden (Off 5,1-5).
Wenn Gott zu uns kommt, dann führt er „unsere Füße auf den Weg des Friedens“. Wir müssen
lernen, dass Gott kein Kriegsgott ist. Er will den Frieden. Alle Gewalt, nicht zuletzt
die militärische, kann darum nur ein notwendiges Übel sein, das so bald wie möglich aus
der Welt verschwinden sollte. Zwischenmenschliche Probleme werden durch Gewalt nicht gelöst,
sondern allenfalls eingedämmt. In den kleinen wie den großen sozialen Systemen kann sie
überhaupt nur dadurch legitimiert sein, dass die Ordnung, die dadurch entsteht, für die
Verwirklichung des Friedens in wachsender Freiheit genutzt wird (Lk 1,67-79).
Wenn wir Gott entgegenkommen, indem wir Verantwortung übernehmen, dann handeln wir
selbstbestimmt und konstruktiv. Weil wir uns nicht den Diktaten der andern unterwerfen,
sondern frei entscheiden, wie wir ihnen dienen wollen, müssen uns auch schwere Enttäuschungen
nicht dazu veranlassen, ihnen die Gemeinschaft aufzukündigen. Wir können vielmehr frei
bleiben, den Widerständen zum Trotz unser Mögliches für den Frieden zu tun (Hb 10,23-25).
Vorschläge zur Vertiefung
- Eines der bekanntesten Adventslieder beginnt mit der Frage
„Wie soll ich dich empfangen und
wie begeg’n ich dir?“ (Ev. Kirchengesangbuch 11). Meditieren Sie diese Frage oder auch gleich
das ganze Lied.
- Meditieren Sie weitere Adventslieder, die vom Kommen Gottes in die Welt singen (z.B.
„O Heiland, reiß die Himmel auf“, EK 7). Gewinnen Sie dadurch Ihre eigene Vorstellung
vom Kommen Gottes in diesen Adventswochen.
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