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1. Advent
Leitmotiv: Gott kommt zu uns
Wochenspruch: „Siehe, dein König kommt zu dir,
ein Gerechter und ein Helfer.” Sacharja 9,9 |
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Montag: Römer 13,8-14
Zu lieben sind und bleiben wir immer schuldig. Von Liebe brauchen wir aber gar nicht erst zu
reden, wenn wir uns nicht darum bemühen, verantwortlich zu leben. Verantwortung geht aus
der Liebe hervor. Wenn die Liebe sich nicht in Verantwortung zeigt, ist sie nicht echt.
Die Verantwortung bereitet der Liebe aber auch den Weg. Sie ist ein unverzichtbarer und
sehr wesentlicher Teilbereich der Liebe. Die Liebe ist das Höhere, auch im Sinne des höheren
Ziels. Die Liebesfähigkeit wächst im Maß der freiwilligen, vernünftig angemessenen
Verantwortungsübernahme. Deshalb geht es, um der Liebe willen, in der christlichen
Pädagogik zunächst um das Ziel der Verantwortlichkeit. Wenn es uns auch immer an Liebe
mangeln wird, soll es uns doch an Verantwortungsbewusstsein nicht mangeln. Im Blick auf
die Verantwortung ist Paulus der Ansicht, dass wir in der Lage sind, niemand etwas
schuldig zu bleiben. Das erfordert einen ausgewogenen Lebensstil, der allem genügend
gerecht wird, was in unserem Einflussbereich liegt. Das ist Verantwortlichkeit in
konzentrischen Kreisen: So wie ich in meinem unmittelbaren Umfeld, auf das ich
jederzeit direkten Einfluss nehmen kann, eine verantwortliche Ordnung halten kann,
so auch abgestuft in den Bereichen, in denen meine Einflussmöglichkeiten zunehmend
geringer werden. Für alles gibt es eine unscharfe Grenze der Verantwortlichkeit,
wie es auch für alles nur ein unscharfes Richtmaß gibt, wie ich die Verantwortung
verwirkliche. Verantwortung für die Ordnung auf dem Schreibtisch zum Beispiel sieht
von Mensch zu Mensch verschieden aus: Es muss passen für diesen Menschen und, sofern
sie davon betroffen sind, seine nächsten Mitmenschen.
Es ist unsinnig, sich für etwas verantwortlich zu fühlen, worauf man keinen
Einfluss nehmen kann. Aber die Liebe gibt sich damit nicht zufrieden. Sie drängt
immer darauf, den Spielraum der Verantwortung zu vergrößeren. Sie will so viel
wie möglich dienenden Einfluss nehmen. Insofern strebt sie nach Macht. Die Liebe
will herrschen, indem sie dient. Sie hört nie auf, diese Frage zu stellen:
„Womit kann ich dienen?“ Dazu drängt sie uns.
So und nicht anders erfüllen wir die zehn Gebote.
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