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Inhaltliche Zusammenfassung
Die Dynamik des Unterwegsseins auf unserem Weg in das ewige Zuhause ist das gleichmäßige
Pulsieren unseres Herzens. Es gewinnt seine Wirkkraft, indem es sie nicht erzeugt, sondern
empfängt. Das aus dem Griechischen kommende Fremdwort für „Wirkkraft“ heißt „Energie“.
Wenn wir mit Energie ein Projekt bestreiten, kommt es entscheidend darauf an, ob wir die
Kraft dazu selbst empfangen oder ob wir sie selbst erzeugen. Die selbst erzeugte Kraft
kommt bald an ihre Grenzen, dann brennen wir aus. Die empfangene Kraft kommt aus der
Kontemplation (Wochenspruch Lk 12,35).
Die Energie des Herzens bemächtigt sich unser nicht ohne unsere willentliche Zustimmung.
Das achtsame Warten und Hoffen auf die Freude der Erfüllung ist das Öl unserer Erwartung,
das der Docht des empfangenden Glaubens benötigt, um auch dann noch brennen zu können, wenn
die enttäuschenden Erfahrungen überhand genommen haben. Es ist das Öl der Geduld. Beides,
Öl und Docht, erzeugen wir nicht selbst, beides empfangen wir. Aber wir empfangen es nicht
ohne unsere immer neue Willensentscheidung zu uneingeschränkter Geduld (Evangelium Mt 25,1-13).
Das ewige Zuhause ist etwas anderes als die Fortsetzung der irdischen Existenz unter anderen
Bedingungen. Es ist völlig neu und ganz anders. Alles, was hier das Leben bedroht und uns
in existenzielle Angst versetzt, ist dort nicht mehr vorhanden. Wie das sein wird, können
wir uns nicht vorstellen, aber wir können etwas davon erahnen, wenn wir den Unterschied
in den Belastungen und Bedrückungen des Diesseits verorten. Himmel ist, wenn das alles
nicht mehr ist (Off 21,1-7).
Unsere Vorbereitung auf das ewige Zuhause ist verantwortliche Achtsamkeit im Miteinander.
Das bedeutet, von den Bedürfnissen des Andern ausgehend zu entscheiden und ihm darin gerecht
zu werden: Ihm zur rechten Zeit zu geben, was er braucht. Je mehr Macht wir haben, desto
größer ist unsere Verantwortung dafür (Lk 12,42-48). Es lässt sich noch weiter fassen:
Unsere Vorbereitung auf das ewige Zuhause ist das ungeteilte, hingebungsvolle Bemühen,
unsere diesseitige Vorstellung davon hier im Diesseits auch zu verwirklichen. Der Himmel
ist nicht Vertröstung, sondern Ideal. Die himmlische Vollendung ist der Fluchtpunkt
jenseits des Horizonts, auf den wir uns zubewegen, wenn wir entschlossen daran arbeiten,
selbst menschliche Menschen zu werden und andere zur Humanität zu bewegen (Jes 65,17-25).
Die Ewigkeit entzieht sich völlig dem menschlichen Zugriff. Sie ist das Umfassende unseres
Daseins, das uns in jedem Augenblick gleich nah ist und von einem Augenblick auf den andern
alles verändern kann. Bildlich gesprochen ist die unsichtbare Membran zwischen Diesseits
und Jenseits dünner als alles Vorstellbare. Jederzeit kann sie sich öffnen und das
Diesseitige im Jenseits verschwinden lassen. Wir sagen „Tod“ dazu und fürchten uns
davor. Wahres Gottvertrauen überwindet die Furcht und wandelt den Schrecken des
Endes zum Übergang aus Angst und Bedrückung in die vollkommene Freiheit und den
grenzenlosen Frieden des ewigen Zuhauses (Mk 13,31-37).
Klare Vorstellungen von den apokalyptischen Ereignissen am Ende der Zeit sind Traditionsgut
des christlichen Glaubens fast von Beginn an. Zu diesen klaren Vorstellungen gehörte stets
auch die Sichtweise, dass diese Vorgänge nicht nur die letzte schwere Prüfung der
Gläubigen beinhalten, sondern auch die Vernichtung der Ungläubigen. Glaube wird dabei
grundsätzlich als Rechtgläubigkeit definiert: Wer den richtigen Glauben hat, wird
gerettet, wer den falschen hat, kommt in die Hölle. Das macht Angst und nötigt dazu,
sich aus Angst und nicht aus Liebe und Dankbarkeit zum „richtigen“ Glauben zu bekehren.
Es ist schwierig, das mit dem Evangelium in Übereinstimmung zu bringen (2Pt 3,3-18).
Vorschläge zur Vertiefung
- Meditieren Sie Worte und Vorstellungen wie „Zuhause“ und „Heimat“. Wie sieht in dieser Hinsicht
Ihre größte Sehnsucht aus?
- Wenn Sie diese Sehnsucht vom Himmel auf die Erde lenken: Welche Ziele werden dann
daraus?
- Was bedeutet es für Sie persönlich, entschlossen auf diese Ziele zuzugehen? Welche Ängste und
Einwände gilt es dabei zu überwinden?
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