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Dienstag:
Lukas 16,1-9
Dieser Verwalter ist das Gegenstück zum reichen Kornbauern. Beide treffen Vorsorge. Der reiche
Kornbauer macht es dumm, dieser Verwalter macht es klug. Die Vorsorge des Kornbauern besteht
im geizigen Raffen, die des Verwalters in großzügigem Austeilen. Der Kornbauer setzt auf
soziale Abgrenzung und Egoismus, der Verwalter auf Beziehungspflege und Altruismus.
Der Verwalter repräsentiert alles andere als die reine, erhabene Selbstlosigkeit
und auch der Glaubende, für den die Geschichte allerdings nicht Vorbild, sondern
lediglich Fingerzeig sein soll, entscheidet sich nicht allein um des Mitmenschen
willen zur Großzügigkeit, sondern auch um seiner selbst willen. Klug ist demnach
auch in der christlichen Gemeinde das Prinzip des Gebens und Nehmens. Aber
gefördert wird dieses Prinzip nur durch einseitige Großzügigkeit. Wer sie
erfährt, ist ermutigt, sich auch selbst so zu verhalten. Wer aber dauernd nur
auf Abgrenzungen stößt, ist geneigt, sich auch selbst zu verschließen.
Jesus stellt fest, dass sich die „Kinder des Lichts“ in dieser Hinsicht insgesamt
ziemlich unklug verhalten. Das ist eine prophetische Erkenntnis, die er wahrscheinlich
besonders aus der Beobachtung seiner zwölf Jünger gewonnen hat. Bereits unter ihnen
gab es beträchtliche Rivalitäten. Die Geschichte der christlichen Kirche bis heute
ist danach ganz überwiegend durch Abgrenzungsverhalten gekennzeichnet. Der reiche
Kornbauer kann geradezu als Prototyp der Kirchenmacht betrachtet werden. Das
Geben und Nehmen des klugen Verwalters scheint in der Kirchengeschichte kaum
eine Rolle zu spielen, jedenfalls dort nicht, wo die Macht konzentriert war
und ist. Habsucht ist eine Wurzel allen Übels. Auch und besonders in der Kirche.
In einer reichen, mächtigen, wohl-habenden Kirche kann sich Gottes Reich des Gebens
und Nehmens nur sehr schwer etablieren; leichter ist es, dass Kamele durch Nadelöhre
gelangen, und ein Wunder ist es, wenn sich dennoch das Grundprinzip Christi, dass
einer die Last des anderen trägt, unter Christen glaubwürdig ereignet. Die
nicht-christliche Welt scheint besser zu verstehen, was es bedeutet, wenn
einer den andern braucht.
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